Gold für Hopfen und Malz

Holten edles Metall für Bier: Ottakringer-Chefs Matthias Ortner (l), Tobias Frank
Die Wiener Brauer holten beim "European Beer Star" zwei Goldmedaillen.

"Wir haben schon oft teilgenommen und sind auch schon in die eine oder andere Finalrunde gekommen. Und wir haben natürlich auch auf eine Medaille gehofft. Aber das hat uns dann doch ordentlich überrascht." "Das" sind zwei Goldmedaillen, die Ottakringer-Chef Matthias Ortner und sein Vorstandskollege Tobias Frank vom europäischen Bierwettbewerb nach Hause bringen. Was Ortner besonders freut ist die Goldene in der Kategorie "German-Style Helles/Lager": "Das zählt für uns sehr viel, das Helle ist das meistgetrunkene Bier in Österreich und Deutschland."

Fast schon sensationell sei die zweite Goldene. Diese gab es gegen die harte Konkurrenz vor allem deutscher Biere für das Pilsener von Ottakring. Ortner: "Wir haben gewusst, dass Tobias Frank (der auch Braumeister ist) ein gutes Pils braut, aber dieses Ergebnis hat uns wirklich überrascht. Als Wiener Brauerei stehen wir für ein gutes Lager oder Zwickel, aber nicht ausgesprochen für Pils." Das liege auch daran, dass das Pils-Segment in Österreich eher klein ist.

Als "Schaumhäubchen" gab es für die Wiener Traditionsbrauerei je eine Silbermedaille für "Goldfassl Dunkles" und für das Porter "Hausmarke 3" aus der hauseigenen Kreativ-Brauerei Brauwerk. Gekürt wurden die Sieger von mehr als 120 Verkostern in Blindverkostung, Konkurrenten waren insgesamt 2100 Biere aus 44 Ländern. Im Unterschied zu anderen Wettbewerben – bei denen jedem fehlerfreien Bier eine Goldmedaille verliehen wird – gibt es beim European Beer Star nur eine Goldene pro Kategorie.

Weniger Bier verkauft

Was diese Auszeichnung auf dem Markt wert ist, will Ortner noch nicht wirklich einschätzen: "Wir glauben, dass es unterstreicht, dass wir seit vielen Jahren den Schwerpunkt auf die Qualität legen."

Ob sich dieser Vorteil auch in Umsätze und Marktanteile umlegen lässt, ist freilich offen. "Wir haben heuer ein Sonderjahr, weil wir Anfang des Jahres zwei organisatorische Großereignisse hatten." Das erste war die Umstellung auf ein neues IT-System, das zweite war der Austausch der 20 Jahre alten Dosen-Abfüllanlage. Ortner: "Wegen der Abfüllanlage haben wir mit dem Handel ausgemacht, dass es im Dezember 2015 Vorziehkäufe gibt, weil wir eine Zeit lang nicht produzieren konnten. Wir hatten daher im ersten Quartal heuer ein umsatzmäßig schlechteres Jahr." Ein weiterer Grund für den gesunkenen Bierabsatz ist die Pleite der Lebensmittelkette Zielpunkt vor einem Jahr, deren Ausfall im ersten Halbjahr nicht zu Gänze kompensiert werden konnte. Ob Ottakringer den Rückstand noch aufholen kann, wagt Ortner nicht zu prophezeien: "Ich hoffe schon, dass wir das noch schaffen. Aber es wird knapp."

Lebensmittelhandel: viele Aktionen

Knapp könnte es auch beim Umsatz werden. Denn im Lebensmittelhandel stehen die Bierpreise weiter massiv unter Druck, weil Bier zunehmend zum Lockartikel wird. Auch für Ortner ist "Bier einfach zu billig. Der Aktionsanteil am Bier-Umsatz im Lebensmittelhandel macht bereits 60 Prozent aus. " Auch Ottakringer hält jetzt bei 60 Prozent, bei anderen Marken sei dieser Anteil noch höher. Auch wenn man es bei Bieren aus großen Konzernen nicht so wahrnehme: "Wenn ich zehn Marken habe, fällt es nicht so auf, wenn ich einmal die eine, dann wieder die andere Marke über Aktionen verkaufe."

Knapper wird es auch in der Gastronomie, nicht zuletzt, weil immer mehr klassische Lokale für Biertrinker zusperren. Ortner: "Unser Fassbier-Anteil ist in den letzten Jahren konstant geblieben, ist aber nach wie vor unter Druck. Als Einzelmarke sind wir in der Gastronomie in Wien aber die Größten."

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