Warum sich der Goldpreis bis 2030 verdoppeln könnte
Bis Anfang Oktober des Vorjahres sah die Welt für Goldanleger noch nicht so glänzend aus. Der Kurs hatte bis dahin nicht zulegen können. Doch dann folgte eine "intensive Bewegung nach oben", wie es Ronald-Peter Stöferle, Experte beim Vermögensverwalter Incrementum, bei der Präsentation des 18. Goldberichts "In Gold We Trust" formuliert. Konkret legte der Wert je Feinunze um 600 Dollar auf ein Rekordhoch von 2.431 Dollar Mitte April zu. Seit Jahresbeginn gab es einen Anstieg von 10,8 Prozent. Für Anleger im Euroraum waren es sogar 14,8 Prozent, da der Euro zum Dollar ein wenig an Wert gewann. Damit hat der Goldpreis die Entwicklung vieler Aktienmärkte übertroffen.
Dies wird auf zwei Ursachen zurückgeführt: Konjunktursorgen, vor allem im Euroraum, ließen Anleger in den vergangenen Monaten zu Gold greifen. Und das Ende der Zinserhöhungen und damit wieder sinkende Renditen bei Staatsanleihen. Damit rückt das Edelmetall wieder verstärkt in den Fokus der Investoren.
Incrementum-Fachmann Mark Valek verweist in dem Zusammenhang auf die Vergangenheit. In den 24 Monaten nach der letzten Zinserhöhung der US-Notenbank Fed gab es generell eine positive Entwicklung des Goldpreises. Und aktuell dürfte die Fed die Zinsen nicht mehr weiter erhöhen.
Getrieben wird der Preis laut Stöferle vor allem von den Zentralbanken, die seit Ausbruch des Krieges in der Ukraine jedes Quartal im Durchschnitt rund 290 Tonnen Gold zugekauft haben. Führend dabei waren die Türkei, China, Indien und Singapur, in Europa waren es die Notenbanken von Polen und Tschechien. "Die wachsende Kaufkraft und Bevölkerung sind der Nährboden für die steigende Nachfrage", sagt Valek.
Zudem gibt es eine hohe Nachfrage nach Goldschmuck, allen voran in Indien, China und dem Nahen Osten. Generell stehen laut Stöferle Schwellenländer für rund zwei Drittel der gesamten Nachfrage. "Der Markt wird nicht mehr maßgeblich von westlichen Investoren beeinflusst."
Kursrallye setzt sich fort
Unterm Strich rechnen die Experten mit einer Fortsetzung der Kursrallye, auch wenn es bald Zeit für eine Verschnaufpause geben werde. "Im letzten Bullenmarkt von 2007 bis 2009 hat sich der Kurs verdoppelt. Das können wir uns auch jetzt vorstellen." Bis Jahresende sehen sie einen Anstieg auf 2.665 Dollar, was ein Plus von rund 11 Prozent bedeuten würde. Bis 2030 könnten es 4.820 Dollar sein. In den vergangenen 25 Jahren hat es jedenfalls nur fünf Jahre mit einer negativen Kursentwicklung gegeben. Im Durchschnitt machten die Zugewinne in Euro sowie Dollar knapp 9 Prozent im Jahr aus.
Kleinanleger können an der Entwicklung nicht nur mittels Münzen und Barren profitieren. Auch Minenaktien könnten nach einem "enttäuschenden Jahr" wieder besser performen, erwartet Valek. Denn angesichts des hohen Preises mache es für Betreiber wieder Sinn, mehr in die Förderung zu investieren; auch dort, wo es in den vergangenen Jahren nicht wirtschaftlich gewesen sei.
Im Fahrwasser von Gold ist Silber ebenfalls zunehmend gefragt. "Silber hat eine hohe Kurskorrelation mit Gold, aber den jüngsten Anstieg hat es nicht mitgemacht", so Valek. Der Kurs hinke hinterher, daher sei dies eine weitere Investmentmöglichkeit.
Allgemein sei in einem klassischen Portfolio aus Aktien und Anleihen ein Goldanteil von 14 bis 18 Prozent ideal, um am Kursanstieg zu profitieren. In vielen Fällen sei das Edelmetall aber deutlich unterrepräsentiert. "71 Prozent aller Vermögensberater in den USA halten weniger als ein Prozent Gold. Ähnliches gilt für Europa." Nur ein Bruchteil habe fünf Prozent und mehr in ihren Portfolios. Auch aus diesem Grund gebe es noch viel Potenzial für das Edelmetall.
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