Glücksspiel: Boom bei Sportwetten

Glücksspiel: Boom bei Sportwetten
Glücksspiel- und Sportwetten-Firmen machen 1,5 Milliarden Euro Umsatz, Sportwetten stiegen um 20 Prozent.

Die Österreicher sind nach wie vor ein Volk der Zocker. Obwohl die Zahl der Glücksspielautomaten zurückgegangen ist, legte der Umsatz mit Glücksspiel und Sportwetten um 3,6 Prozent auf 1,507 Milliarden Euro zu. Das hat das Wiener Beratungsunternehmen Kreutzer Fischer & Partner in seinem Branchenradar über das Glückspiel errechnet. Besonders stark in die Höhe schnellten Sportwetten. Sie profitierten vom Automatenverbot wie auch das Online-Gaming. Nur die Casinos konnten aus dem Verbot keine finanziellen Nutzen ziehen.

Lottoscheine und Rubellose

Das meiste Geld verspielten die Österreicher im Vorjahr mit Lottoscheinen und Rubellosen. Mit 668,9 Millionen Euro an Nettoerlösen kam fast die Hälfte der Erträge im heimischen Glücksspielsektor (1,349 Milliarden Euro) von Lotterieprodukten. Die Steigerung gegenüber dem Vorjahr betrug 2,8 Prozent, erklären die Berater. Im Wesentlichen sei der Zuwachs auf eine Preiserhöhung zurückzuführen.

Vorarlberg hat Live-Wetten verboten

Den stärksten Zuwachs mit plus 18 Prozent auf 157,6 Millionen Euro verzeichneten Sportwetten. Diese sind in Österreich rechtlich nicht als Glücksspiel eingestuft, sind aber bei Suchtexperten heftig umstritten. Vor allem Live-Wetten gelten als Ersatzdroge für Spielsüchtige, da genauso wie am klassischen Automaten binnen kurzer Zeit auf viele Ereignisse gesetzt werden kann. Ins Gerede geraten sind Live-Wetten auch im Hinblick auf Geldwäsche und Manipulation von Fußballspielen. Vorarlberg hat Live-Wetten laut APA als erstes Bundesland verboten, Tirol will nachziehen und auch in Oberösterreich und in Kärnten denken die Politiker bwz. die Behörden darüber nach.

Live-Wett-Boom in Wien

Indes schießen in Wien seit dem Verbot der herkömmlichen Glücksspielautomaten Live-Wett-Geräte aus dem Boden. Die rund 130 Wettlokale von Admiral (Novomatic-Konzern), Cashpoint, Tipico, Wettpunkt und anderen kleineren Anbietern verzeichnen regen Zulauf. „Glücksspielautomaten werden hauptsächlich in Wettlokalen betrieben. Wenn nun durch eine verschärfte gesetzliche Regulierung das nicht mehr möglich ist, wandert das Gros der Gäste nicht einfach ab. Auch das Spielvolumen geht nicht verloren“, erklärt Kreutzer Fischer & Partner. Vielmehr verlagerte es sich in andere Bereiche, überdurchschnittlich hin zu Sportwetten.

Laut dem Beratungsunternehmen gab es schon 2014 eine „Sonderkonjunktur“ bei stationären Wetten, die zu einem erheblichen Teil auf das sinkende Automatenangebot außerhalb von Casinos, speziell in Wien, zurückzuführen sei.

3300 illegale Geräte

Sportwetten in Spielhallen legten um mehr als 20 Prozent zu, Online-Plattformen lediglich um knapp vier Prozent. Mit Stand Mitte April 2015 waren laut Kreutzer Fischer & Partner bundesweit nur noch 7950 Geräte in Betrieb, um 18 Prozent weniger als 2013. Rund 3300 davon hatten keine Bewilligung, wissen die Berater.

Sie gehen davon aus, dass es in Wien trotz Verbots des sogeannnten "Kleinen Glücksspiels" nach wie vor 650 Automaten gibt. Im Bundesland Salzburg zählt angeblich 800 illegale Glücksspielgeräte, in Tirol 700. In beiden Bundesländern ist das Zocken an einarmigen Banditen verboten. „Immer mehr dieser Geräte stehen in Kulturvereinen für Menschen mit Migrationshintergrund“, so die Berater zur APA.

379,6 Millionen Euro Bruttoerlöse

Dennoch wuchs im vergangenen Jahr der Bruttospielertrag an Automaten um 0,9 Prozent auf 379,6 Millionen Euro. Das ist nach Angaben der Studienautoren "einzig auf die den Boom der WinWin-Automatenhallen des Casinos-Austria-Konzerns (Lotterien) zurückzuführen". Die Casag betrieb im Vorjahr dreizehn WinWin-Salons mit sogenannten Video Lottery Terminals (VLT), das sind zentralvernetzte Spielautomaten, die nach wie vor in ganz Österreich legal sind. Video Lottery Terminals sind nicht Bundesländersache. Die Berechtigung, sie zu betreiben, hängt an der Lotterielizenz, die der Casinos-Austria-Konzern hält. 2014 erhöhte sich der Bruttospielertrag der WinWin-Hallen um 16 Prozent.

Zwölf Casinos

Die zwölf Spielbanken der Casinos Austria konnten sich unterdessen kein Stück vom frei gewordenen Spielvolumen sichern. Der Bruttospielertrag stieg nur leicht (plus 0,2 Prozent) auf 168,3 Millionen Euro . „Und das aus gutem Grund, sprechen doch die österreichischen Casinos eine völlig andere Zielgruppe an als Automaten- und Sportwettenlokale". meinen die Experten.

Internet-Glücksspiel stark gewachsen

Stark gewachsen sind die Glücksspielportale im Internet, und zwar um 5,1 Prozent auf 132,4 Millionen Euro. Den Anbietern sei es gelungen, via Handy neue Zielgruppen, etwa Frauen, zu erreichen, erklären Kreutzer Fischer & Partner. Online-Casinos werden weltweit das größte Wachstumspotenzial im Glücksspielsektor zugeschrieben.

Für Österreich sagt Kreutzer Fischer & Partner jedoch voraus, dass Glücksspiel und Sportwetten auf mittlere Sicht kein Wachstumsmarkt seien. Von 2008 bis 2014 seien die Bruttospielerträge im Durchschnitt um 0,1 Prozent pro Jahr gesunken. Änderungen gab es nur bei den Marktanteilen der einzelnen Spielarten. Sämtliche ordnungspolitische Maßnahmen führten zwar zu keiner Verringerung des Spielvolumens, sollen aber entscheidend in den Wettbewerb eingegriffen haben.

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