Noch Milliarden für Glasfaserausbau notwendig

Zusammenfassung
- Für den flächendeckenden Glasfaserausbau in Österreich sind bis 2035 jährlich rund 500 Mio. Euro Investitionen nötig, besonders in ländlichen Regionen.
- Glasfaser wird vor allem am Land genutzt, während in Städten meist Alternativen bevorzugt werden.
- Förderungen bleiben laut dem Branchenverband OFAA für schlecht versorgte Gebiete unerlässlich.
120 Mio. Euro will der Bund trotz klammen Budgets 2027 bis 2029 in den Glasfaserausbau stecken. Das Geld sei dringend notwendig, um Ausbaulücken in ländlichen Gebieten zu schließen, sagt Martin Wachutka, Vizepräsident des Verbandes Open Fiber Austria (OFAA).
Um den flächendeckenden Ausbau von Glasfaser zu gewährleisten und dem steigenden Datenverbrauch gerecht zu werden, seien bis 2035 jährlich Investitionen von rund 500 Mio. Euro notwendig. Genutzt wird das Glasfaserinternet laut einer vom deutschen Ökonomen Jens Böcker erstellten Marktanalyse in Österreich vor allem in ländlichen Gebieten.

Nutzung am Land deutlich höher
Am Land machen laut der Erhebung bis zu 35 Prozent der Haushalte, denen ein Glasfaseranschluss zur Verfügung steht, auch davon Gebrauch. In Städten ist es nur jeder zehnte Haushalt. Auch weil mit den TV-Koaxialkabel schnelle Alternativen zur Verfügung stehen. Österreichweit nutzen 373.000 oder jeder fünfte der 1,9 Millionen Haushalte, die Zugang zu Glasfaser haben, die Anschlüsse auch.
Das Gros der heimischen Breitbandnutzung findet mit 12 Mio. Anschlüssen im Mobilfunknetz statt. Beim Festnetzbreitbandinternet liegen noch auf Kupferleitungen basierende DSL-Anschlüsse mit 1,3 Mio. Haushalten vorne. Die Zahl geht aber sukzessive zurück. Rund eine Mio. Haushalte nutzt Koaxialkabel für den Internetzugang.
"Voraussetzung für Wettbewerbsfähigkeit"
Aber warum soll man in Netze investieren, die nur verhalten genutzt werden? Angesichts steigender Datenvolumen - seit 2020 legte der Datenverbrauch in Breitbandnetzen von 7,2 auf 11,7 Petabyte zu (ein Petabyte entspricht einer Mio. Gigabyte) - müsse die Infrastruktur jetzt aufgebaut werden, sagt Böcker.
Kupferkabel könnten die Datenmengen kaum noch bewältigen. Man dürfe nicht warten, bis auch andere Technologien an ihre Grenzen stoßen. Glasfaser sei Voraussetzung für Wachstum und Wettbewerbsfähigkeit und in vielen europäischen Ländern bereits Standard beim Internetzugang.
Nicht ohne Förderungen
In „wirklich schlecht versorgten Gebieten“, wo sich der eigenwirtschaftliche Ausbau nicht rechne, seien für den Ausbau auch weiterhin Förderungen notwendig, sagt Wachutka. Denn fehle die Basisinfrastruktur drohe den Regionen Abwanderung.
Von den in den vergangenen Jahren versprochenen Mittel für den Glasfaserausbau von zwei Mrd. Euro seien 250 Mio. nicht abgerufen worden. Auch weil der Bau kostengünstiger ausgefallen sei, als angenommen. Diese Mittel müssten den Betreibern auch weiterhin zur Verfügung stehen, forderte Wachutka.
Daneben gebe es viele Gebiete, die man ohne Förderungen ausbauen könne. Die Höhe der notwendigen Förderungen beziffert man mit zwei Mrd. Euro. Weitere drei Mrd. Euro müssen von den Unternehmen in die Hand genommen werden.
Masterplan für Städte
Der Branchenverband will nicht nur am Land, sondern auch in Städten den Glasfaserausbau vorantreiben. Die seien zwar noch gut versorgt. Dem Datenvolumen der Zukunft könnten aber auch TV-Koaxialkabel nicht standhalten. Darauf müsste man sich frühzeitig einstellen, mahnte Studienautor Böcker.
OFAA-Vizepräsident Wachutka sprach sich für einen Masterplan für den flächendeckenden Ausbau auch in Städten aus: "Man braucht Jahrzehnte um eine Stadt wie Wien auszubauen."
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