Gewerkschaft: Amazon "empfindlich getroffen"

Der Konflikt bei Amazon schwelt schon seit Monaten.
Über eine Woche dauerte der bisher längste Streik beim Online-Versandhändler in Deutschland.

Zu Heiligabend ist der bisher längste Streik bei Amazon Deutschland beendet worden - und die Gewerkschaft sieht den Online-Versandhändler "empfindlich getroffen". Verdi hatte Mitarbeiter an den Standorten Graben (Bayern), Leipzig (Sachsen), Bad Hersfeld (Hessen) und Rheinberg (Nordrhein-Westfalen) aufgefordert, auch am 24. Dezember ihre Arbeit niederzulegen. Der Ausstand dauerte bis 15.00 Uhr. Die Streikwelle bei Amazon hatte am 15. Dezember begonnen. Zeitweise hätten pro Tag bis zu 2700 Beschäftigte in sechs von acht Versandzentren die Arbeit niedergelegt, teilte die Gewerkschaft mit.

"Die Gehälter führen direkt in die Altersarmut."

Als "erfolgreich" bezeichnet der Verdi-Sprecher in Graben den Streik. Den am Ausstand beteiligten Mitarbeitern gehe es vor allem um ihre Existenzsicherung. "Die Gehälter führen direkt in die Altersarmut." Aus der Bevölkerung und auch von anderen Einzelhandelsbeschäftigten hätten sie viel Zuspruch erfahren.

"Die Arbeitsniederlegungen haben Amazon empfindlich getroffen: durch Lieferverzögerungen, aber auch, weil das Unternehmen angesichts der Streiks einen deutlich höheren Aufwand betreiben musste, um seine Lieferversprechen einzuhalten", sagte Verdi-Vorstandsmitglied Stefanie Nutzenberger. Umso unverständlicher sei es, dass Amazon sich weiterhin weigere, einen Tarifvertrag abzuschließen. "Das Unternehmen täuscht sich, wenn es glaubt, der Druck würde nachlassen. Er wird weiter zunehmen, auch in anderen Ländern", kündigte Nutzenberger an.

"Der weltweit größte Versandhändler zahlt nach gar keinem Tarif."

Die Gewerkschafterin widersprach der Darstellung, Amazon würde Gehälter der Logistikbranche zahlen. "Der weltweit größte Versandhändler zahlt nach gar keinem Tarif, sondern betreibt bei Löhnen und Arbeitsbedingungen einseitig und willkürlich Rosinenpickerei", so Nutzenberger. Es sei bemerkenswert, dass Amazon behaupte, sich in Deutschland an den Logistik-Löhnen zu orientieren, dagegen etwa in den USA oder in Italien die zum Teil niedrigeren Einzelhandels-Löhne als Maßstab heranziehe.

Der Tarifkonflikt bei dem Versandhändler dauert seit Mai 2013. Verdi will den deutschen Ableger des US-Giganten zur Aufnahme von Tarifverhandlungen zu den besseren Bedingungen des Einzel- und Versandhandels zwingen. Amazon lehnt das strikt ab und verweist darauf, dass sich die Bezahlung der Mitarbeiter am oberen Bereich der Logistikbranche orientiert.

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