Geschlossene Gastronomie: Was mit dem gelagerten Bier passiert

cold german beer with dew drops
Während die Briten Millionen Liter wegschütten, warten die Österreicher noch ab. Und denken über Bier-Bade-Perlen nach

In Großbritannien müssen fast 50 Millionen Liter Bier vernichtet werden, die abgelaufen sind, weil die Pubs coronabedingt geschlossen blieben. Bei vielen Bieren betrug das Mindesthaltbarkeitsdatum nur wenige Wochen oder Monate. Aber was passiert eigentlich mit all den Bieren, die in den geschlossenen Lokalen, Hotels und Skihütten Österreichs lagern?

„Die große Wegschütterei gibt es bei uns noch nicht“, kalmiert Sigi Menz, Obmann des Verbands der Brauereien in Österreich. Ob das so bleibt, wird wohl am 15. Februar entschieden. Also dann, wenn die Politik ein Signal gibt, wann die Gastronomie wieder aufsperren darf.

Zur Orientierung: Rund ein Drittel des in Österreich gebrauten Bieres fließt normalerweise in die Gastronomie. Doch diese ist seit dem Start der Wintersaison mehr oder weniger geschlossen. Das Umsatzniveau dümpelt entlang der Nulllinie. „Es gibt Brauereien, die deswegen die Produktion längst zurück gefahren haben.“ Schließlich sei Bier ein Frischeprodukt und könne nicht auf Lager produziert werden. Als Faustregel gilt, dass Bier bis zu einem Jahr haltbar ist, wobei Fassbier am wenigsten lange hält, erklärten die Experten.

Manche Brauer haben wie üblich schon vor dem ersten großen Schneefall die Skihütten mit ihren Fässern beliefert und stellen sich nun darauf ein, dass sie diese wieder zurück nehmen müssen.

„Die Rücknahme unserer Produkte gestaltet sich sehr aufwendig“, sagt Thomas Gerbl, Geschäftsführer der Stiegl-Brauerei. „Aktuell können wir ja zu keinem Kunden einfach mit dem Lkw vorfahren und Bier aufladen. Die Logistikkette läuft nun über viele Station – vom Hüttenwirt über die Bergbahn bis ins Tal zum Lkw. Die Abholungen müssen im Vorfeld ganz genau geplant und terminlich abgestimmt sein, damit alles reibungslos funktioniert.“

Chutney, Suppe oder Bade-Perle

Das zurückgenommene Bier kommt bei allen Brauereien zuerst einmal in die Qualitätskontrolle. Und vielleicht später in anderer Form noch einmal  auf den Markt. Unter anderem gibt es bei Stiegls ein Projekt, bei dem ein Partner-Unternehmen einen Teil des zurückgenommenen Bieres zu Take-Away-Artikeln wie Bier-Chutney oder Brot-Bier-Suppen verarbeiten. Geplant seien weiters Bade-Bier-Perlen, erzählt Gerbl.

Laut Statistik trinkt übrigens jeder Österreicher um die 220 Krügerln Bier im Jahr, noch mehr schaffen europaweit nur die Tschechen. Zwischen Boden- und Neusiedlersee gibt es mehr als 300 Braustätten, womit die Dichte umgerechnet auf die Einwohnerzahl so hoch ist, wie in kaum einem anderen Land.

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