Geschäftsreisende gegen neue Lufthansa-Gebühr

Geschäftsreisende gegen neue Lufthansa-Gebühr
Lufthansa will für Tickets, die über globale Buchungssysteme wie Amadeus geordert werden,16 Euro kassieren.

Die geplante Einführung einer Vertriebsgebühr (16 Euro), die die Lufthansa-Gruppe ab 1. September für alle über ein Global Distribution System (GDS) ausgestellten Tickets einheben will, sorgt für große Aufregung. Vor allem die Austrian Business Travel Association (abta), die unabhängige Interessensvertretung der österreichischen Geschäftsreiseindustrie, und ihre 150 Mitglieder, kritisieren die Maßnahme scharf. Fakt ist: Travel Manager von Konzernen und Geschäftsreisebüros sind stark besorgt und befürchten Mehrkosten in Millionenhöhe. Detail am Rande: Der größte Player bei diesen globalen Buchungs- und Reservierungssystemen ist Amadeus.

„Das ist leider kein kundenorientiertes Handeln, da einseitig höhere Kosten ohne Mehrwert in Rechnung gestellt werden und der Handlungsspielraum bis zum 1. September 2015 keine prozessorientierten Lösungsansätze zulässt“, kritisiert Andreas Gruber, internationaler Travel Manager der Siemens AG Österreich. Auch Markus Grasel, zuständig für das Travel Management bei der A1 Telekom Austria AG, sagt: „Mir wäre eine Preiserhöhung auf allen Kanälen wesentlich lieber, unter der Voraussetzung, dass das Full Content Prinzip im GDS gewahrt bleibt.“

Und Hannes Schwarz, Geschäftsführer von FCm Travel, verweist daraufhin, dass „die Lufthansa durch die Verteuerung des wichtigsten und geeignetsten Buchungskanals massiv in die etablierten Prozesse des Travel Managements eingreift“. „Die GDS- Buchung gewährleistet für Unternehmen Transparenz, Effizienz und Neutralität. Für Direktbuchungen bei Airlines fehlen elementare Funktionalitäten für Firmenkunden“, sagt Schwarz.

AUA-Vertreter beruhigt

Indes argumentiert die Lufthansa-Gruppe, so abta, dass Kunden mit diesem neuen Entgelt verursachergerecht an den Distributionskosten beteiligt werden. „Unterschiede bei Entgelten sind Ausdruck der immer stärker individualisierten Grundbedürfnisse der Kunden“, sagte Johannes Walter, Leiter des globalen Vertriebs bei Austrian Airlines, anläßlich der abta-Jahrestagung. „Wir wollen über den Content entscheiden können, um sicherzustellen, dass Innovation möglich ist". Zugleich räumt er ein: „Die globalen Distributionssysteme bieten viele Vorteile, wie zum Beispiel Verbindungen zu Mid- und Backoffices. Das erleichtert Firmenkunden die Reisekostenabrechnung oder einen Angebotsvergleich. Wir wollen mit den Reisebüros, unserem wichtigsten Vertriebskanal, weiterhin gut zusammenarbeiten und brauchen dafür aber auch neue und flexible Buchungssysteme.“

Das börsennotierte Softwareunternehmen Amadeaus IT Group SA ist seit 2002 Weltmarktführer der Flugreservierungssystemen. Das Unternehmen hat seinen Hauptsitz in Madrid. Das Rechenzentrum Amadeus Data Processing GmbH ist in Erding bei München angesiedelt. Weitere wichtige Standorte sind Bad Homburg, Miami, Bangkok, London, Buenos Aires und Sydney. Im ersten Quartal 2015 setzte Amadeus rund 989 Millionen Euro um, das ist ein Plus von 14 Prozent. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (Ebitda) betrug 390 Millionen Euro. Rund 165,3 Millionen Passagiere gingen über eine Amadeus-Reservierung/Buchung in den ersten drei Monaten bei diversen Airlines an Bord.

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