Genug Ökostrom für E-Autos: Solaranlage auf jedes Dach

Würde alle Autos in Österreich elektrisch fahren, bräuchten wir ein Drittel mehr Strom
Der Ausstieg aus Öl und Gas erfordert einen massiven Ausbau von Ökostrom. Das geht, ohne dass der Strompreis steigt, sagt Erwin Mayer.

Wie viel neue Ökostromanlagen verträgt das Land noch? Und wer soll diesen grünen Strom bezahlen? Umweltschützer sehen keinen Platz mehr für neue Wasserkraftwerke in Österreich und auch bei neuen Windrädern herrscht zunehmend Skepsis. Konsumentenvertreter und Wirtschaft wiederum beklagen die hohen Kosten des Grünstroms. Energiesparen wäre viel gescheiter als den wachsenden Stromverbrauch mit teuren Ökostromanlagen zu decken, lautet ihr Credo.

"Traumtänzerei" nennt das Erwin Mayer, stellvertretender Geschäftsführer des Verbands Erneuerbare Energie Österreich, im Gespräch mit dem KURIER. Das funktioniere nur, wenn sich der Strompreis verdreifachen würde. Mit "Pseudoinitiativen wie dem heimischen Energieeffizienzgesetz" sei nichts zu bewirken. "Das Sparen funktioniert in allen Ländern der Welt nur über den Preis", sagt er. So ein Preisanstieg aber sei nicht gewollt.

Fazit: "Wir brauchen einen massiven Ausbau von Solar- und Windkraft, um die steigende Stromnachfrage zu befriedigen", sagt Mayer. Und die Nachfrage wächst, weil in den nächsten Jahrzehnten die klimaschädlichen fossilen Energien wie Öl und Gas durch Strom ersetzt werden.

Mayer rechnet mit 20 Terawattstunden (TWh) Strombedarf im Verkehr, wenn alle Pkw und Lkw elektrisch fahren. Und mit mindestens 30 TWh, die allein die Voest braucht, wenn sie Stahl ohne Koks erzeugt – in Summe 50 TWh. Das sind mehr als zwei Drittel des österreichischen Jahresverbrauchs an Strom. "Das lässt sich mit Solarenergie und Windrädern machen", ist Mayer überzeugt. Natürlich müssten dann alle Dächer des Landes mit Solaranlagen überzogen und die zugelassenen Windkraftgebiete in Niederösterreich erweitert werden.

Eine Frage der Kosten

Trotz des Ausbaus an Ökostrom sei der Preis für die Konsumenten in den vergangenen 15 Jahren nicht gestiegen und für die Industrie sogar deutlich gefallen, betont Mayer. Denn die vielfach als zu hoch beklagte Grünstromförderung sei die Differenz zwischen Börsenstrompreis und Vollkosten der Kraftwerke. Der Börsestrompreis sei mit 2,5 Cent je Kilowattstunde wegen des großen Stromangebots derzeit sehr niedrig.

Weltweit könne aber kein neues Kraftwerk – egal, ob Wind oder Atom – unter acht Cent je kWh gebaut werden. Windräder kosteten nur knapp mehr, Atomkraftwerke seien mit 13 Cent je kWh am teuersten. Die Konsumenten zahlten den Bruttostrompreis, also Börsenpreis plus Förderung plus Netz plus Steuern. Wenn der Börsenpreis steige, sinke die Förderung. "Strom wird für den Kunden durch Wind- und Solarausbau nicht teurer", ist Mayer überzeugt.

Kommentare