Gemüseanbau: Zu wenig, um zu überleben

Gemüseanbau: Zu wenig, um zu überleben
Die Bauern bekommen weniger Geld pro Hektar als Ende der 80er-Jahre

Die Stimmung zwischen den Gemüsebauern und dem Lebensmittelhersteller Ardo entspricht dem Produkt, also durchaus frostig. Ardo Austria Frost ist eine Tochter des gleichnamigen belgischen Großproduzenten von Tiefkühlgemüse. Die Verhandlungen zwischen Bauern und dem Verarbeiter wurden wegen gravierender Differenzen über die Preisgestaltung vor zwei Wochen vorerst eingestellt.

Die Inszenierung ist fast schon ein Klassiker: Die heimischen Bauern produzieren mit höhern Auflagen und Kosten als ihre Kollegen in der EU.

Höhere Kosten

Ein Grund sind zusätzliche Ausgaben wegen des Klimawandels. Bei steigenden Temperaturen steigt auch der Schädlingsdruck. „Wir haben wegen der notwendigen Bewässerung der Felder und des Schädlingsaufkommens Mehrkosten, die die Abnehmer nicht tragen“, beschreibt Robert Kriegl, Obmann der Erzeugerorganisation ETG, das Problem. „Die Verarbeiter sagen, sie können keine höheren Preise bezahlen, weil auch für sie keine Luft mehr nach oben ist.“

Betroffen vom Verhandlungsstopp sind rund 400 Mitgliedsbetriebe, die auf fast 4000 Hektar insgesamt 25 Kulturen anbauen. Die größten Kulturen sind Grünerbsen und Spinat.

Ende der 80er-Jahre haben die Bauern für den Ertrag, den ein Hektar mit konventionellem Grünerbsenanbau abwirft, laut Gemüsebauer Christian Zehetbauer etwa 27.000 Schilling (1962 Euro) bekommen. „Derzeit bekommen wir zwischen 1600 und 1700 Euro pro Hektar. Das ist zu wenig. Wir brauchen für die konventionelle Produktion 2000 Euro pro Hektar. “ Für Bioprodukte sei ein noch höherer Betrag pro Hektar notwendig.

Es wäre einfach, der Firma Ardo Austria Frost den Schwarzen Peter zuzuschieben. Doch das Familienunternehmen mit einem Jahresumsatz von rund 630 Millionen Euro steht ebenfalls im internationalen Wettbewerb. Es ist nicht selbstverständlich, dass angesichts der höhern Produktionskosten in Österreich der Standort im Marchfeld schwarze Zahlen schreibt.

50 Prozent Export

Schließlich gehen fast 50 Prozent der Adro Austria Frost in den Export. „Ich bin überrascht, dass von einem Verhandlungsstopp gesprochen wird“, lautet der Kommentar von Roman Gabriel, Verkaufsdirektor für den Lebensmitteleinzelhandel bei Ardo Austria Frost. „Das ist ein laufender Prozess, der noch nicht abgeschlossen ist.“

Ein Großabnehmer von Ardo Frost Austria ist die bekannte Firma Iglo. Um die Konsumenten im Inland zum Kauf zu motivieren, ist der Hinweis auf die Herkunft ein fixer Bestandteil der Werbelinie. Die Ware komme knackfrisch aus dem Marchfeld.

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