Warum es immer weniger Gemüse aus Österreich zu kaufen gibt

Ein gut gefülltes Gemüseregal im Supermarkt
Hohe Lohnkosten und fehlender Pflanzenschutz sorgen dafür, dass die heimische Landwirtschaft immer weniger wettbewerbsfähig ist.

Karfiol aus Polen, Zucchinis aus Marokko und Knoblauch aus China - Im heimischen Gemüseregal wird es immer internationaler. Und die Zahl der österreichischen Produkte nimmt indes immer weiter ab, wie Robert Pichler beklagt.

Er ist der Obmann des Vereins "Wirtschaften am Land" und setzt sich für eine starke heimische Lebensmittelproduktion ein: "Wir sind es gewöhnt, dass die Regale immer gut gefüllt sind mit österreichischen Produkten, aber diese werden immer weniger. Manche Produkte sind schon gänzlich aus dem Handel verschwunden", so Pichler.

Zwar sei die Lebensmittelversorgung hierzulande im internationalen Vergleich noch "sehr gut". Aber die Flächen, die der Nahrungsmittelproduktion dienen, gehen immer weiter zurück. 

Bierrettich, Zuckerrübe und Raps sind eingebrochen

So seien etwa die Produktion von Bierrettich und Zuckerrüben in den vergangenen Jahren geradezu eingebrochen. Auch Raps hat an Anbaufläche eingebüßt, und zwar um 65 Prozent in zwölf Jahren.

Schuld seien meist die wachsenden wirtschaftlichen Herausforderungen, etwa durch gestiegene Produktionskosten in Verbindung mit einem zunehmenden Effizienzdruck in der Landwirtschaft. 

Auch gesellschaftliche und politische Schwierigkeiten würden die Bauern vermehrt belasten, so Pichler. Die Branche kämpfe etwa gegen den Arbeitskräftemangel, Landflucht und den wachsenden bürokratischen Aufwand durch immer neue EU-Vorgaben.

Der Klimawandel stelle die Landwirte außerdem vor weitere Probleme, wie häufigere Extremwetterereignisse und eine stärkere Schädlingsbelastung auf den Feldern. Hier seien die heimischen Produzenten international im Nachteil, weil sie aus gesetzlichen Gründen weniger Möglichkeiten zum Pflanzenschutz haben als die Bauern in anderen Ländern.

Immer weniger Pflanzenschutzmittel und keine Alternativen

Ein Umstand, der auch Viktoria Hutter, Jugendsprecherin des Österreichischen Bauernbundes, beschäftigt: "In Österreich werden immer mehr Pflanzenschutzmittel verboten und das ohne eine praxisnahe Alternative. Gleichzeitig werde immer mehr Gemüse aus Ländern importiert, in denen Wirkstoffe verwendet werden, die hier schon lange verboten seien.

Die Landwirte seien in einer Situation "wie Handwerker ohne Werkzeug", beklagt Hutter. Immer mehr Betriebe würden schließen und in der Versorgung "eine Lücke hinterlassen".

Auch Thomas Krahofer, Geschäftsführer des Gewürzgurkenherstellers Efko, fürchtet um die Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Bauern: "Wir beobachten gerade im Supermarkt eine besorgniserregende Entwicklung. Allein bei den Gurkerln: Früher waren 90 Prozent aus Österreich, heute sind es nur noch 45 bis 50 Prozent."

Importierte Gurkerl aus Niedriglohnländern

Schuld seien die hohen Lohnkosten hierzulande, denn es wird immer mehr eingelegtes Gemüse aus Ländern mit niedrigem Lohnniveau, wie etwa aus Indien oder der Türkei, importiert. Diese Produkte seien meist günstiger als regionale Produkte.

Um die Lohnkosten zu senken, fordert Krahofer ein eigenes Anstellungssystem für Saisonarbeitskräfte nach dem deutschen Vorbild. Dort fallen für Arbeiter auf Zeit nicht die regulären Lohnnebenkosten an.

Auch ein flexibleres Arbeitszeitmodell, das sich an den realen Erntezeiten orientiert, sei notwendig. Denn Gemüse werde dann geerntet, wenn es fertig ist. Und das auch samstags und sonntags.

Neben einer Senkung der Produktionskosten will Krahofer auch die Konsumenten im Supermarkt besser informieren. Aus diesem Grund setzt er sich schon seit Jahren für eine verpflichtende Herkunftskennzeichnung ein.

"Hergestellt in Österreich", aber aus ausländischem Gemüse

"Viele Menschen sind bereit, für regionale Qualität mehr zu bezahlen, aber sie müssen auch wissen, was sie kaufen", so Krahofer. Vor allem bei den Handelseigenmarken sei für Konsumenten oft nicht deutlich erkennbar, woher das Gemüse stammt.

Oft würden Anbieter von verarbeiteten Lebensmitteln nur mit dem Versprechen "Hergestellt in Österreich" werben, aber nicht darüber informieren, woher das verwendete Gemüse stammt.

Krahofer will sich wegen der wachsenden Konkurrenz im heimischen Lebensmittelhandel in Zukunft verstärkt auf den Export konzentrieren. "Im Ausland schätzt man österreichische Qualität."

Hierzulande stünde das Unternehmen "kurz vor der nächsten Preisanpassung", wie er sagt. Denn wenn die Löhne nach den Kollektivvertragsverhandlungen weiter steigen, müssten auch diese Kosten an die Kunden weitergegeben werden.

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