Aktienmärkte: Geldflut in Japan löst Kurssprünge aus

Aktienmärkte: Geldflut in Japan löst Kurssprünge aus
Japans Notenbank öffnet Geldschleuse noch weiter. Der Nikkei-Index steigt auf ein 7-Jahres-Hoch.

Weihnachten statt Halloween – so muss der japanischen Finanzwelt der Freitag vorgekommen sein. Völlig überraschend lockerte die japanische Notenbank ihre ohnehin überaus lockere Geldpolitik noch weiter. Sie wird künftig Wertpapiere wie etwa Staatsanleihen um 80 Billionen Yen (582 Mrd. Euro) jährlich aufkaufen – um 20 Billionen mehr als bisher. Die Hoffnung dahinter: Banken, die Wertpapiere loswerden, können mehr Kredite vergeben. Durch diese soll die Konjunktur in Gang kommen. Das Wirtschaftswachstum ist heuer mit 0,5 Prozent nur halb so kräftig wie erwartet.

Die Börsianer waren entzückt, die Anleger rissen sich um japanische Aktien. Das trieb den Nikkei-Index in Tokio um fast fünf Prozent nach oben und damit auf den höchsten Stand seit sieben Jahren.

Auch der Staat will helfen, damit die Konjunktur einen Gang höher schaltet. Eine Entscheidung über ein neues Konjunkturprogramm ist aber noch nicht gefallen, sagte Wirtschaftsminister Akira Amari. Leisten kann sich die Regierung eigentlich keinen einzigen Yen mehr. Die Staatsverschuldung ist mit 243 Prozent der Wirtschaftsleistung mit großem Abstand die höchste der Welt.

Während die Aktienkurse in Tokio stiegen, schlug der Yen die entgegengesetzte Richtung ein. Im Verhältnis zum US-Dollar fiel er auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren.

Der Dollar ließ aber auch deshalb die Muskeln spielen, weil die US-Konjunktur besser als erwartet läuft. Im dritten Quartal schafften die USA ein Wirtschaftswachstum von 3,5 Prozent.

Mattes Gold

Ein hoher Dollar-Kurs ist unter anderem gut für Exporteure im Euroraum. Ihre Waren werden für Abnehmer im Dollarraum billiger. Schlecht ist ein teurer Greenback für den Goldpreis. Das Edelmetall, das in US-Dollar gehandelt wird, verteuert sich für all jene, die in Euro oder Yen zahlen. Am Freitag ging die Talfahrt des Goldpreises weiter. So billig wie jetzt war Gold seit mehr als vier Jahren nicht mehr. Analysten erwarten, dass der Goldpreis bis auf 1000 Dollar nachgeben könnte.

Die Euphorie der japanischen Aktienanleger schwappte auch nach Europa über. Fast überall gab es spürbare Gewinne. In Paris, Frankfurt und Mailand kletterten die Kursniveaus um rund zwei Prozent. In Wien ging es um knapp ein Prozent nach oben. In New York stieg der Dow-Jones-Index im frühen Handel auf ein Rekordhoch.

Rubel verliert

Eine weitere Notenbank sorgte am Freitag für eine Überraschung – jene von Russland. Sie hob den Leitzins von 8,0 auf 9,5 Prozent unerwartet deutlich an. Die Notenbank begründete den Schritt mit der anhaltend hohen Inflation. Dahinter steckt, dass durch den Verfall der Landeswährung Rubel Importwaren immer teurer werden. Nach Bekanntwerden der Zinserhöhung zog der Rubel-Kurs zwar kurz an, fiel danach aber wieder zurück. Am Donnerstag war der Rubel um vier Prozent eingebrochen.

Die Aussicht, dass Russland, das von Rohstoffexporten abhängt, unter dem tiefen Ölpreis weiter leiden wird, macht Anlegern keine Lust auf Moskauer Aktien. Die Kurse fielen am Freitag um 1,5 Prozent.

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