Sparer müssen sich auf Durststrecke einstellen
Vergangene Woche hat es Mario Draghi, Präsident der Europäischen Zentralbank, noch nicht getan – den Leitzins für den Euroraum erneut nach unten gedrückt. Sollten die Inflationsraten jedoch weiter schmelzen, wird die EZB rasch reagieren und den Zinssatz stutzen, um einer möglichen Deflation vorzubeugen.
Doch auch ohne dieses Szenario müssen sich Sparer auf eine lange Durststrecke einstellen. "Die Zinsen werden für sehr lange Zeit tief bleiben", ist Ulrich Kater, Chefvolkswirt der deutschen DekaBank, überzeugt. Die Eurozone sei praktisch im "Islamic Banking" angekommen, sprich: Für Geld gibt es keine Zinsen.
Inflation frisst Zinsen
Die Auswirkungen sind massiv. Von Anfang 2007 bis Ende 2013 summierten sich die Zinsen für Tagesgeld (täglich fällige Einlagen) auf rund elf Prozent. Die Inflation in diesen sieben Jahren machte im Euroraum aber 13,7 Prozent aus, in Österreich war sie noch höher. "Dieses Trauerspiel wird erstmals so weitergehen", sagt Deka-Ökonom Kater. Sein Credo: "Nur Reales ist Wahres." Zum Realen zählt er auch Anteile an Unternehmen, also Aktien.
Europäische Aktien
Keineswegs ausgelutscht ist dagegen die Kursfantasie bei Aktien. Investment-Experten wie Martin Bruckner, Vorstand der Allianz Investmentbank, raten Anlegern, mehr Gewicht auf Aktien zu legen. "Im globalen Vergleich sind europäische Aktien relativ billig", meint Bruckner. Anders als in früheren Jahren sei die Gewinnsituation der Unternehmen "sehr, sehr gut", das gelte auch für viele Konzerne, die an der Wiener Börse notieren. Peter Brezinschek, Chefanalyst der Raiffeisen Bank International, rechnet damit, dass die Gewinne der zwanzig österreichischen Unternehmen, die im Wiener Leitindex ATX enthalten sind, heuer um gut zwanzig Prozent zulegen werden.
Krisen werden auch weiterhin das Geschehen an den Börsen bestimmen – so wie derzeit die Krise in der Ukraine und der Krim-Konflikt. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Kursniveaus an den Aktienbörsen heftiger darauf reagieren und zehn bis 15 Prozent zurückfallen, ist gestiegen. Diese Korrekturen sollten zu Käufen genutzt werden, raten die Anlageprofis. Ihr Argument: Die Ukraine-Krise könne die Weltwirtschaft nicht außer Tritt bringen und die Konjunkturerholung in der Eurozone nicht abwürgen.
"Man soll investieren, wenn andere Angst haben", sagt Investmentlegende Warren Buffett immer wieder. Mark Mobius, Emerging-Markets-Pionier von Franklin Templeton Investments, hält daher auch an der Ukraine fest. "Es gibt keinen Grund, in Panik zu verfallen", sagt er in einem Welt-Interview.
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