Es ist nicht das erste Problem mit der Max. vor rund fünf Jahren stürzten zwei "Max"-Maschinen ab, 346 Menschen starben. Behörden in aller Welt verhängten deshalb Flugverbote für den Typ: mehr als eineinhalb Jahre lang durfte sie nicht mehr abheben und wurde erst nach technischen Verbesserungen nach und nach wieder zugelassen. Den Hersteller kostete das Desaster Milliardensummen. Nach vier Verlustjahren in Folge zeichneten sich zuletzt auch für 2023 rote Zahlen ab. Neben teuren Problemen bei anderen Projekten musste der Konzern die Auslieferungen der 737 Max zuletzt gleich zweimal wegen Qualitätsmängeln unterbrechen .
Im Massengeschäft mit den Mittelstreckenjets ist Boeing längst hinter Airbus zurückgefallen. Ende November hatte der US-Konzern gut 4.500 Exemplare der 737 Max im Auftragsbuch, der Konkurrent aus Europa kam mit seiner Modellfamilie A320neo auf rund 6.700 Stück. Airbus will die Produktion der A320neo-Familie deshalb bis 2026 auf 75 Maschinen pro Monat ausweiten. Das sind anderthalbmal so viele, wie Boeing für sein Konkurrenzmodell anpeilt.
Die vollen Auftragsbücher verhindern auch, dass Airbus seinem US-Konkurrenten noch weiter enteilt. Airbus kommt mit der Produktion nicht mehr hinterher, Airlines wie etwa Lufthansa sind gezwungen, auch bei Boeing zu ordern. Dank der Erholung des Luftverkehrs von der Corona-Krise holte Airbus zudem Bestellungen über mehr als 2.000 Jets ein und stellte damit einen Branchenrekord auf. Auch der Auftragsbestand erreichte mit fast 8.600 Flugzeugen einen Rekordwert.
Aktie bricht ein
Die Boeing-Aktien verlor seit Jahresbeginn bereits 16 Prozent auf unter 200 Euro. Kurz vor den Abstürzen und dem Flugverbot für die 737 Max hatten Anleger mit bis zu 446 Dollar noch mehr als doppelt so viel bezahlt. Die Aktie von Airbus hingegen notiert bei einem Rekordhoch von mehr als 140 Euro, ein Plus von 4 Prozent seit Jahresbeginn.
Trotz der Probleme sind die Analysten für Boeing (noch) zuversichtlich. Von 30 Beobachtern raten 23 zum kaufen oder Aufstocken, 7 zum Halten. Das durchschnittliche Kursziel liegt 26 Prozent über dem aktuellen Kurs. So wie 2021 und 2022 dürfte es auch für 2023 keine Dividende geben. Dabei gab es noch 2019 eine Rekorddividende von mehr als 8 Dollar. Zum Vergleich: Bei Airbus dürften es für 2023 2 Euro sein.
Bei Airbus raten von 22 Analysten 17 zum Kauf oder Aufstocken, 3 zum Halten und 2 zum Verkaufen. Das durchschnittliche Kursziel ist nur noch 6 Prozent vom aktuellen Niveau entfernt. Mit einem KGV von 28 ist der Titel auch schon nicht mehr billig. Ein Einstieg könnte zu spät sein.
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