Gasversorgung: Vorbereitungen für nächsten Winter auf Hochtouren

Gasversorgung: Vorbereitungen für nächsten Winter auf Hochtouren
OMV setzt auf Förderung in Norwegen, Lieferverträge, LNG-Terminal, Pipeline-Kapazitäten. Gazprom liefert derzeit zu 100 Prozent

Für den laufenden Winter ist Österreich noch einmal davongekommen. Die allseits befürchtete große Versorgungskrise konnte verhindert werden, auch dank der zwar stark schwankenden, aber immer noch eintreffenden Lieferungen von Gazprom. Die Gasspeicher seien noch gut gefüllt, sodass im Sommer nicht mehr soviel eingekauft werden müsse, um für den Winter 2023/24 Reserven zu haben, erklärte OMV-Chef Alfred Stern am Donnerstag.

Die sofort nach Beginn des Ukraine-Krieges in der OMV gegründete Taskforce habe „schon längst mit den Vorbereitungen für den nächsten Winter begonnen“. Eine Entwarnung wollte Stern aber nicht geben.

Schwerpunkte sind die Speicher, die weitere Diversifizierung der Gasquellen, um von Russland unabhängig zu werden, sowie die Sicherung von Transportkapazitäten.

Die OMV will die Eigenproduktion in Norwegen erhöhen sowie mehr Gas durch zusätzliche Lieferverträge in Norwegen und Italien beziehen. Die Kapazitäten am LNG-Terminal für Flüssiggas in Rotterdam, an dem die OMV beteiligt ist, werden ebenfalls weiter erhöht.

Bis dato sind noch keine weiteren LNG-Schiffe aus Abu Dhabi am Horizont aufgetaucht. Bundeskanzler Karl Nehammer hatte bei seinem letzten Besuch in den Emiraten eine Schiffsladung für die OMV für den nächsten Winter angekündigt. Derzeit werden überhaupt erst Preis und Konditionen für dieses eine Schiff ausverhandelt.

Die Speicherkapazitäten können technisch noch etwas ausgeweitet werden, der Bau neuer Gas-Speicher würde allerdings etliche Jahre dauern, erklärte Finanzvorstand Reinhard Florey.

Das Nadelöhr bei der Gasversorgung sind die Pipeline-Kapazitäten, die alljährlich ab Sommerbeginn von den Betreibern versteigert werden. Florey rechnet bei den Auktionen mit einer guten Startposition für die OMV, hundertprozentig verlassen könne man sich aber nicht.

Gazprom-Lieferungen

Derzeit liefert die teilstaatliche russische Gazprom für die Inlandsversorgung der OMV rund hundert Prozent der vereinbarten Menge. Die Liefermengen schwanken laut Florey allerdings stark und gingen teilweise auf bis zu 30 Prozent zurück: „Das Gazprom-Gas kommt nicht verlässlich, aber es kommt noch“. Für den Vertrag mit Deutschland liefert Gazprom längst nichts mehr.

Stern wies auf die hohen Gasreserven der rumänischen Petrom, an der die OMV 51 Prozent hält, im Schwarzen Meer hin. Bis zum Sommer wolle die OMV über die Förderung entscheiden, eine Investition von vier Milliarden Euro müsse gut vorbereitet werden.

Die Ausweitung der Gasförderung in Österreich sei kein Thema, sagte Florey. Die OMV wolle nur den Förderrückgang aufhalten.

Im Gegensatz zur wegen der hohen Preise äußerst lukrativen Öl- und Gasförderung ist der Handel kein Geschäft. Die Gashandelstochter der OMV fuhr im Vorjahr einen Verlust von 300 Millionen ein.

Doch bei aller Priorität der Versorgung dürfe die OMV die Klimaziele und die Transformation des Unternehmens gemäß der Strategie 2030 nicht aus den Augen verlieren, betonte Stern. Gas und Öl „werden natürlich noch länger benötigt, sind aber kein Wachstumsbereich mehr“.

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