Gastronomie-Pleiten heuer bereits um 57 Prozent gestiegen

 Gastronomie-Pleiten heuer  bereits um 57 Prozent gestiegen
Betriebe sind meist schlecht kapitalisiert und oft verschuldet

In der Insolvenzstatistik rangiert die Gastronomie-Branche stets auf einem der ersten drei Plätze. Im Vorjahr gab es 588 Gastropleiten, das ist ein Plus von 55 Prozent im Vergleich zum Jahr 2021. Im ersten Corona-Jahr 2020 waren es 422 Insolvenzen, die meisten Fälle mit 129 hatte Wien zu verzeichnen.

„Die Gastronomie war von den Lockdowns so wie der Einzelhandel die am stärksten betroffene Branche“, sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform zum KURIER. „Die Corona-Hilfsmaßnahmen haben bei manchen nur eine vorübergehende Wirkung des Durchtauchens erzielt.“

Grundsätzlich ist es so, dass Gastronomiebetriebe meist sehr schlecht kapitalisiert sind. Es fehlt ihnen meist das nötige Eigenkapital. Vor allem die Personalkosten und der Materialeinsatz schlagen sich hoch zu Buche.

Im ersten Quartal 2023 sind die Insolvenzzahlen in der Gastronomie nun mit rund 57 Prozent überproportional auf 182 Fälle gestiegen. „Ein Gastronomiebetrieb ist insolvenzgefährdeter als ein Durchschnittsunternehmen“, sagt Weinhofer. „Die Gastronomie befindet sich in einer Art Teufelskreis aus steigenden Preisen und Kosten verbunden mit rückläufigen Umsätzen.“ Der Durchschnittsösterreicher gehe weniger oft essen, sprich das Gros spart bei Wirtshausbesuchen. Das schlägt auf die Insolvenzstatistik durch. „Die Leute essen mehr zu Hause“, sagt der Experte. „Bemerkenswert ist allerdings, dass die gehobene Gastronomie bei weitem weniger Probleme hat. Das zeigt sich an der guten Reservierungssituation.“

Habibi & Hawara

Zu den prominenten Gastro-Pleiten zählt die Wiener Restaurant-Gruppe Habibi & Hawara mit vier Standorten und 67 Mitarbeitern. Sie ist Ende Jänner 2023 mit 2,27 Millionen Euro Schulden in die Insolvenz geschlittert.

Seit Mittwoch steht fest, dass nur das Lokal in Wien-Landstraße samt Catering fortgeführt werden kann.

Laut Creditreform und KSV1870 wurde der angebotene Sanierungsplan mit 20 Prozent Mindestquote angenommen. 17 Prozent erhalten die betroffenen Gläubiger sofort; die restlichen drei Prozent sollen in den nächsten drei Monate fließen. Da vom Sanierungsverwalter rund 380.000 Euro an Forderungen anerkannt werden, beträgt das Quotenerfordernis samt Verfahrenskosten 99.000 Euro.

Seit Insolvenzeröffnung soll der Betrieb in der Wiener Kundmanngasse „leicht positiv“ wirtschaften. Innerhalb von zwei Jahren soll das Restaurant samt Catering an die 72.500 Euro Gewinn erwirtschaften. Deshalb erscheint der angebotene Sanierungsplan laut Insolvenzverwalterin als angemessen.

Eine Zukunftsprognose unterliege zwar „gewissen Unsicherheiten“, heißt es weiter, aber es wird vorausgesetzt, dass ein Umsatz in Höhe des Geschäftsjahres 2021 erzielt werden kann. Das entspricht etwa 1,4 Millionen Euro.

K. Möchel, D. Schreiber

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