Gastkommentar: Facebook belastet Technologie-Aktien

Gastkommentar: Facebook belastet Technologie-Aktien
Der Facebook-Datenskandal zieht einen ganzen Sektor nach unten, meint Monika Rosen, Chefanalystin bei der UniCredit Bank Austria.

Nach einem gigantischen Höhenflug gab es zuletzt bei US-Technologie-Werten etwas Ernüchterung. Im Auge des Sturms befand sich die Aktie von Facebook, nachdem sich das Unternehmen mit Vorwürfen konfrontiert sah, wonach persönliche Daten von mehr als 50 Millionen Nutzern von einer externen Analysefirma abgesaugt und verwertet worden seien.

Nun sind Kontroversen rund um Fragen von Datenschutz und Privatsphäre bei sozialen Netzen nichts Neues. Bei den aktuellen Vorwürfen gegenüber Facebook tut sich jetzt aber eine neue Dimension auf. Denn mittlerweile machen sich einige Manager von ethischen Investmentfonds laut Gedanken darüber, ob Aktien von Facebook noch ein geeignetes Investment für einen „Nachhaltigkeits-Fonds“ darstellen.

Der Umgang von börsennotierten Unternehmen mit Nutzerdaten sei seit einiger Zeit ein Diskussionspunkt unter Managern von ethischen Fonds, es gebe da durchaus Bedenken. Immerhin stelle sich das Unternehmen der Problematik, Facebook-Chef Zuckerberg hat sich (wenn auch mit Verspätung) dazu zu Wort gemeldet. Ein erster Nachhaltigkeitsfonds hat allerdings auf die Ereignisse bereits reagiert und verfügt, keine Aktien von Facebook mehr zuzukaufen. Die bestehenden Positionen bleiben aber unangetastet.

20 Billionen Dollar

Angesichts der Tatsache, dass mittlerweile mehr als 20 Billionen Dollar weltweit in nachhaltigen Investmentfonds stecken, darf das Thema keinesfalls unterschätzt werden. Wie das oben genannte Beispiel zeigt, stecken diese Fonds allerdings in einem gewissen Zwiespalt. Einerseits wollen und müssen sie Rendite für ihre Anleger erwirtschaften, andererseits sind sie natürlich den ethischen Grundsätzen, zu denen sie sich verpflichtet haben, unterworfen. Und nach der sensationellen Performance der Tech-Aktien, die zur Jahresmitte 2016 begann und erst in den vergangenen Wochen etwas ins Wanken geriet, will man hier natürlich so lang wie möglich von dem guten Lauf profitieren.

Davon abgesehen stellt sich zunehmend die Frage, ob die Technologie-Aktien insgesamt ihre Führungsrolle im Markt auch in Zukunft behaupten können. Der Sektor hat in den vergangenen zwölf Monaten Kursanstiege von mehr als 30 Prozent vorgelegt und weist derzeit mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV, je niedriger, desto günstiger eine Aktie, Anm.) von über 18 eine durchaus robuste Bewertung auf. Gleichzeitig ist die Technologie mit einer Gewichtung von rund 25 Prozent der größte Sektor im amerikanischen Börsenindex S&P 500.

Sollten Tech-Aktien also ins Hintertreffen geraten, so ist es für andere Branchen rein mathematisch schon nicht leicht, an ihre Stelle zu treten. Bevor jetzt aber gleich wieder böse Erinnerungen an das Jahr 2000 aufkommen, sei betont, dass die Bewertung der Tech-Aktien zwar nicht billig, aber bei weitem nicht so überzogen wie damals ist.

Monika Rosen ist Chefanalystin im Private Banking der UniCredit Bank Austria (mehr als 24 Mrd. Euro verwaltetes Kundenvermögen). Als Börse-Expertin kommentiert sie regelmäßig das Geschehen an den Finanzmärkten in heimischen und internationalen Medien. Sie hat in den USA gelebt und studiert, daher gilt ein besonderer Schwerpunkt ihrer Analysen auch dem Geschehen an der Wall Street. Der Autorin auf Twitter folgen: @Monika_Rosen.

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