Gas-Knappheit: Deutschland soll jetzt mehr Kohle verstromen

Kohleausstieg: Kraftwerk Mehrum wird heruntergefahren
Industriepräsident will Kohlekraftwerke "aus der Reserve holen", um die Versorgungslage zu sichern.

Angesichts der unsicheren Gasversorgung ruft der deutsche Industriepräsident Siegfried Russwurm dazu auf, vorübergehend wieder stärker auf Kohleenergie zu setzen. "Mein Appell ist: Jetzt schon die Gasverstromung stoppen und sofort die Kohlekraftwerke aus der Reserve holen", sagte Russwurm am Samstag den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.

"Wenn die Versorgungslage im Sommer sich tatsächlich so schwierig entwickelt, wie es aktuell wahrgenommen wird, müssen wir diese Option jetzt sofort ziehen." Der Import von Strom aus Nachbarländern habe seine Grenzen, ergänzte der Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI).

Für CO2-Ausstoß unerheblich

Ob Deutschland jetzt oder dann im Winter mehr Kohle verstrome, sei "für die CO2-Emissionen nicht erheblich, aber so sichern wir uns zumindest höhere Füllstände in den Gasspeichern", argumentierte Russwurm. Es gehe jetzt "um kurzfristige Überbrückungsmaßnahmen zur Sicherung der Energieversorgung", nicht um den generellen Kohleausstieg. Dieser soll nach bisherigen Plänen der deutschen Regierungskoalition von 2038 auf 2030 vorgezogen werden.

Gegen Fahrverbote

Russwurm wandte sich zugleich gegen Fahrverbote und gegen ein Tempolimit, um Energie zu sparen. "Anders als in den 70er Jahren muss man heutzutage für alle möglichen Dinge raus aus dem Dorf. Wenn der Staat der Landbevölkerung sagt, dass sie ihr Dorf am Sonntag nicht mehr verlassen darf, führt das zu nichts Gutem." Zur Frage eines Tempolimits auf Autobahnen sagte er: "Die Menschen werden sich aus freien Stücken richtig verhalten, wenn sie sehen, was ihr Energieverbrauch kostet. Und wer es nicht tut, wird einen sehr hohen Preis dafür zahlen müssen."

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