Milliardengewinn für OMV, doch Gas bleibt weiterhin sauteuer
Nicht nur die internationalen Großkonzerne fahren Milliardengewinne ein, auch die teilstaatliche OMV profitiert vom Höhenflug der Öl- und Gaspreise. In den ersten drei Quartalen des heurigen Jahres konnte die OMV ihren operativen Gewinn mehr als verdoppeln – auf 9,1 Milliarden Euro.
Seit Beginn des Ukraine-Krieges hat sich der Preis für ein Barrel (je 159 Liter) Rohöl der Sorte Brent um 55 Prozent auf 106 Dollar erhöht. Gas wurde im Jahresabstand mehr als vier Mal so teuer. Schlechte Nachricht für die Haushalte und Unternehmen.
OMV-Chef Alfred Stern rechnet damit, dass die Preise weiterhin hoch bleiben. Anhaltende oder verstärkte Unterbrechungen der Gaslieferungen aus Russland könnten die Energiepreise in Europa sogar noch weiter steigen lassen.
Dass die Großhandelspreise für Gas in Europa derzeit gesunken sind, sei nur ein temporärer Effekt aufgrund des warmen Oktober. Diese kurzfristige Entspannung bedeute keine Lösung des Problems.
Russland liefert derzeit mehr Gas nach Österreich, die Lieferungen nach Baumgarten stiegen in den vergangenen Wochen auf 65 Prozent. Während des Sommers hatte Gazprom nur 30 Prozent geliefert.Die OMV arbeitet intensiv daran, die Gaslieferungen zu diversifizieren.
Zur Neuaufstellung trägt auch die Vereinbarung mit der Abu Dhabi National Oil Company (Adnoc) bei. Wie berichtet kauft Österreich von Adnoc eine Schiffsladung LNG (Flüssiggas) für den Winter 2023/24. Diese entspricht allerdings nur rund einem Prozent des Jahresbedarfs von Österreich. Die Vereinbarung mit Adnoc umfasse eine breitere Kooperation und gehe über diese eine Schiffsladung hinaus, sagte Stern. Heißt, bei Bedarf könnte Adnoc offenbar weitere Schiffe schicken.
Bedeutend für die Versorgungssicherheit ist Gas aus Norwegen, wo die OMV selbst fördert und die ausgebaut werden soll. Auch die konventionelle Förderung in Österreich wird ausgebaut, der KURIER berichtete.
Kein kategorisches Nein zu Schiefergas
Zur umstrittenen Förderung von Schiefergas im Weinviertel kommt von Stern kein kategorisches Nein mehr, man müsse sich in einer Energiekrise alle Möglichkeiten ansehen. Der OMV-Chef bleibt jedoch skeptisch, eine Entwicklung würde Jahre dauern, daher jetzt nichts bringen und hänge auch von der politischen Unterstützung ab.
Die OMV setzt nach wie vor langfristig auf nachhaltige Kraftstoffe und das Chemie- und Kunststoff-Geschäft, kurzfristig müsse aber das Angebot an Gas erhöht werden. Der Marktanteil der OMV liegt in Österreich bei 45 Prozent. Eine Versorgung darüber hinaus lasse sich für die OMV wirtschaftlich laut Stern nicht darstellen und müsse von anderen Institutionen angeboten werden.
Begehrlichkeiten
Geprüft wird, wie berichtet, die Verstaatlichung der OMV-Gashandelstochter. Eine Abspaltung des Öl- und Gasgeschäftes (E&P) sei Spekulation, es gebe derzeit keine konkreten Projekte.
Adnoc wird demnächst übrigens den 25-prozentigen Anteil des Staatsfonds Mubadala an der Chemie- und Kunststoffgruppe Borealis übernehmen. Mubadala hält 24,9 Prozent an der OMV. Der Deal ist fixiert, aber noch nicht abgeschlossen. Adnoc ist im Gegensatz zu Mubadala ein strategischer Investor.
Etliche NGOs forderten am Freitag ebenso wie die SPÖ eine Übergewinnsteuer (was immer das sein soll) auf den Milliardengewinn der OMV. Fridays for Future protestierte vor der Zentrale. Die OMV ändert ihre Dividendenpolitik und schüttet zusätzlich eine Sonderdividende von 2,25 Euro je Aktie aus, macht in Summe 736 Millionen Euro. Der große Gewinner ist die Republik als größter Aktionär (31,5 Prozent). Die Staatsholding ÖBAG erhält 232 Millionen Euro.
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