Egal, ob man heute auf Facebook surft, sich bei WeTransfer eine Datei herunterlädt oder bei Netflix einen Film ansieht: Man landet immer bei Servern eines Unternehmens: Amazon. Mit seinen Web Services (AWS) ist der Versandhändler der Cloud-Gigant im Internet und nimmt knapp 50 Prozent des Marktes ein. Der Rest fällt auf die US-Unternehmen Google, IBM und Microsoft sowie den chinesischen Internetriesen Alibaba.
Zwar gibt es auch europäische Cloud-Anbieter, mit den Marktführern können sie aber bei Weitem nicht mithalten. Das Projekt Gaia-X, das von Deutschland und Frankreich vorangetrieben wird, soll das nun ändern. Dabei will man aber nicht selbst einen eigenständigen Konkurrenten zu Amazon erschaffen. Ziel ist es stattdessen, dass sich verschiedene europäische Unternehmen vernetzen, die sich unter anderem auf einheitliche, offene Standards einigen.
Weniger Abhängigkeit
Vergangenen Donnerstag wurden vom deutschen Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier und von seinem französischen Amtskollegen Bruno Le Maire ein erstes technisches Konzept und die Organisationsstruktur vorgestellt. Laut Le Maire habe die Corona-Krise gezeigt, dass man bei der IT-Infrastruktur nicht von anderen Großmächten abhängig sein soll. „Wir sind nicht die USA, wir sind nicht China, wir sind europäische Länder mit eigenen Interessen und Werten“, so der französische Minister.
Gesteuert werden soll Gaia-X von einer nicht-gewinnorientierten Organisation nach belgischem Recht. Zu den Gründungsmitgliedern gehören etwa die Deutsche Telekom, SAP, Siemens, Bosch und BMW. Die Fraunhofer-Gesellschaft, die International Data Spaces Association und die europäische Cloudanbietervereinigung CISPE sind ebenfalls Mitgründer. Aus Frankreich sind in einem ersten Schritt unter anderen der Mobilfunker Orange und der IT-Dienstleister Atos mit dabei.
Künftig soll Gaia-X auch Unternehmen außerhalb der EU offen stehen. Voraussetzung ist, dass sie sich an die entsprechenden Spielregeln und andere rechtliche Rahmenbedingungen halten.
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