Für ein Leben ohne Schulden

Der durchschnittliche Schuldner, der die Berater aufsucht, hat 70.600 Euro Schulden. 59 Prozent der Schuldner sind Männer.
Österreichs Schuldnerberatungen bieten professionelle Finanzplanung für private Haushalte.

Österreichs Schuldnerberatungen wollen neue Wege gehen. Waren sie in den vergangenen 20 Jahren Anlaufstellen für rund 120.000 Personen, die von der Last der Schulden nahezu erdrückt wurden, so haben die Finanz-Experten um Hans Grohs von der Dachorganisation ASB Schuldnerberatungen ein neues Tool entwickelt: die Budgetberatung, sprich, eine professionelle Finanzplanung für private Haushalte.

"Die Budgetberatung ist die präventive Antwort auf die steigende Arbeitslosigkeit und die geringeren Einkommen", sagt ASB-Chef-Grohs. Und Ferdinand Herndler, Geschäftsführer der Schuldnerhilfe OÖ, fügt hinzu: "Unser Angebot unterstützt Personen, die ihre Haushaltsfinanzen optimieren wollen oder müssen, damit es erst gar nicht zu einer Überschuldung kommt." Ziel ist ein "ausgeglichener Haushalt". Die Klientel ist breit gestreut: Personen, die ihren Job verloren haben oder solche, die plötzlich mit weniger Lohn auskommen müssen. "Die Schuldnerberatung öffnet sich mit dem neuen Angebot Menschen, die sich in Umbrüchen befinden und wenig Geld haben", sagt Grohs. Dazu zählt auch das junge Paar, das einen Haushalt gründen will; oder die angehende Pensionistin, die wissen möchte, welche Einschnitte das Rentnerdasein mit sich bringen wird. Beispiele gibt es viele. "Herr B. steht kurz vor der Scheidung, er wird Unterhalt zahlen müssen und eine zweite Wohnung brauchen, das heißt, die Fixkosten werden steigen", schildert Herndler einen klassischen Fall. "Welche Wohnung wird er sich leisten können?" Herndlers Mitarbeiter werden ihm das ausrechnen. Denn: Seit Herbst 2012 wird in Oberösterreich diese Haushaltsberatung bereits umgesetzt – erfolgreich, wie die Verantwortlichen versichern.

Zentrales Projekt

"Die Budgetberatung ist eines der zentralen Projekte der Schuldnerberatung für die nächsten Jahre", bekräftigt die oberösterreichische Soziallandesrätin Gertraud Jahn. Seit Jänner 2014 wird das neue Tool auch in Wien, Salzburg und Vorarlberg angeboten. In den anderen Bundesländern soll noch an Finanzierungsmodellen gebastelt werden. Denn: Die Schuldnerberatung wird von der öffentlichen Hand gespeist und ist für die Betroffenen kostenlos.

"Zwölf Millionen Euro wurden den Schuldnerberatungen im Vorjahr zur Verfügung gestellt", sagt ASB-Chef Grohs. Im Gegenzug wurden dem Staat 63 Millionen Euro Transferleistungen erspart, wie eine Studie belegt. Für eine bundesweite Umsetzung der Budgetberatung werden laut Grohs zusätzlich 2,5 Millionen Euro pro Jahr benötigt. "Wenn alle wollen, kann man die Budgetberatung bis 2018 in allen Bundesländern einführen", sagt Grohs. Positive Signale ortet er dafür aus dem Sozialministerium. Wenn die Budgetberatung greift, glaubt der Experte, werden die Fälle bei der Schuldnerberatung zurückgehen.

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