Preisanstieg bei Friedhofsgebühren: Warum das Totengedenken plötzlich Luxus ist
 
            
            Zusammenfassung
- Friedhofsgebühren sind in den letzten zehn Jahren österreichweit um 44 Prozent gestiegen und liegen damit deutlich über der Inflation.
- Große Preisunterschiede und teils hohe Zuschläge für Auswärtige machen die Gebühren unübersichtlich und schwer vergleichbar.
- Kritik gibt es an mangelnder Transparenz, fehlender sozialer Staffelung und abrupten Preissprüngen bei den Friedhofskosten.
Die Inflation macht selbst vor den Friedhöfen nicht Halt. Laut Statistik Austria sind die Friedhofsgebühren in den vergangenen zehn Jahren um 44 Prozent gestiegen - deutlich stärker als die allgemeinen Verbraucherpreise mit 37 Prozent. In manchen Gemeinden haben sich die Kosten für Grabnutzungen und Beisetzungen sogar mehr als verdoppelt oder verdreifacht. Besonders betroffen sind Angehörige ohne Wohnsitz in der jeweiligen Gemeinde, die vielerorts Zuschläge zahlen müssen.
Friedhofsgebühren haben sich mancherorts verdoppelt
Friedhofsverwaltungen verweisen auf steigende Energie-, Personal- und Instandhaltungskosten sowie auf gesetzliche Vorgaben zur Kostendeckung. Doch die Unterschiede zwischen einzelnen Städten und Gemeinden sind enorm - und Vergleichbarkeit ist kaum gegeben. Jede Kommune legt ihre Tarife per "Friedhofsgebührenordnung" des Gemeinderats selbst fest. Bei kirchlichen oder privat geführten Friedhöfen bestimmt der jeweilige Friedhofsträger die Tarife, jeweils im Rahmen der Landesgesetze. Die Beträge unterscheiden sich daher je nach Ort und Betreiber. Auch die Definitionen und Laufzeiten der Grabarten variieren. Manche Gebühren gelten für zehn Jahre, andere für 20 oder 50.
Ein Beispiel für besonders drastische Preiserhöhungen liefert die niederösterreichische Gemeinde Großweikersdorf. Dort wurde die Benützungsgebühr für eine Familiengruft, die 2015 noch 960 Euro für zehn Jahre betrug, heuer auf 3.170 Euro angehoben - ein Plus von 230 Prozent, das einer jährlichen Preissteigerung von 12,7 Prozent entspricht. Zum Vergleich: Die allgemeine Inflation lag im selben Zeitraum bei durchschnittlich 3,2 Prozent pro Jahr.
"Wir fühlten uns gefangen"
Die betroffenen Grabnutzer standen nun vor der Wahl zu zahlen oder die Gruft aufzulassen - doch auch das wäre teuer geworden. Laut Gemeinde würde die Räumung und Neuverbringung der sterblichen Überreste rund 6.200 Euro kosten. "Wir fühlten uns gefangen", heißt es von den Angehörigen, die sich zähneknirschend doch entschlossen, die stark angehobene Gebühr zu bezahlen.
Die Gemeinde argumentierte auch damit, dass die Betroffenen nicht in Großweikersdorf wohnhaft seien. Man sehe nicht ein, warum Ortsansässige die Kosten von Auswärtigen mittragen sollten. Eine Begründung, die sich auch anderswo findet: In Innsbruck etwa ist in der Gebührenordnung ausdrücklich ein "Nichtgemeindebürgerzuschlag" von 50 Prozent vorgesehen, der auf Grab- und Friedhofsbenützungsgebühren aufgeschlagen wird.
Große Unterschiede zwischen Landeshauptstädten
Kritiker halten diese Praxis für überholt. Familien seien heute mobiler als früher, viele Nachkommen lebten längst nicht mehr in der ursprünglichen Heimatgemeinde. Dennoch behalten sie dort Familiengräber - und werden für ihre Verbundenheit mit teils hohen Zuschlägen bestraft.
Wie groß die Unterschiede sind, zeigen Vergleiche aus Landeshauptstädten: In Wien kostet ein klassisches Familiengrab je nach Lage zwischen 34,50 und 99 Euro pro Jahr, in Innsbruck liegt ein einfaches Reihengrab bei 632 Euro für zehn Jahre, in Salzburg kostet eine Familiengruft bis zu 4.245 Euro für zehn Jahre. Dazu kommen häufig Verwaltungs- und Benützungsgebühren, die ebenfalls stark variieren.
Preisgestaltung unübersichtlich
Die Preisgestaltung ist unübersichtlich - und Transparenz bleibt Mangelware. Vergleiche sind schwer, denn die Tarife gelten oft für unterschiedliche Zeiträume (jährlich oder 10/25-Jahre-Pauschalen), die enthaltenen Posten variieren (reines Grabentgelt vs. zusätzlich Benützungs-/Verwaltungsgebühren), auch die Lageklassen und Ausführung (Deckplatte/gruftartig) beeinflussen den Preis stark.
Eindeutiger Trend in ganz Österreich
"Kaum eine Branche ist so diskret wie die Bestattungswirtschaft", heißt es in Verbraucheranalysen, und das gelte auch für die Friedhöfe. Viele Gemeinden veröffentlichen ihre Gebühren nur in Amtsblättern, und Angehörige erfahren oft erst bei der Vorschreibung, welche Beträge fällig werden. Während die Verwaltungen auf gestiegene Betriebsausgaben verweisen, bemängeln Kritiker eine fehlende soziale Staffelung und zu abrupte Preissprünge.
Österreichweit zeigt sich ein eindeutiger Trend: Die Friedhofsgebühren sind überdurchschnittlich gestiegen - stärker als die allgemeine Inflation. Und so wird rund um Allerheiligen und Allerseelen nicht nur der Verstorbenen gedacht, sondern vielen wird auch bewusst, dass selbst das Totengedenken heute spürbar teurer geworden ist.
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