Freud und Leid über starken Franken

Freud und Leid über starken Franken
Die Schweizer Wirtschaft ächzt unter ihrer starken Währung. In Vorarlberg freuen sich Händler und Wirte - nicht aber Häuselbauer.

Der Höhenflug des Franken hält die Schweiz in Atem. Die Eidgenossen sind weder in der EU, noch haben sie die Gemeinschaftswährung - dennoch hängt alles an der Euro-Schuldenkrise. Derzeit ist ein Euro nur noch rund 1,10 Franken wert, vor einem Jahr (Mitte Juli 2010) waren es noch 1,36 Franken. Müsste ein weiteres Land unter den Euro-Schutzschirm flüchten, würde dies ebenfalls weitere Franken-Aufwertungsrisken nach sich ziehen. Immer häufiger ertönt der Ruf, die Schweizer Regierung müsse eingreifen. Nun will die Notenbank den Franken schwächen. Zu viel steht auf dem Spiel.

Verlierer

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Schweizer Firmen kämpfen mit dem starken Franken, Margen brechen weg. Schlecht für Arbeitnehmer: Neben Kurzarbeit geht es auch um längere Arbeitszeiten ohne Lohnausgleich, um die Produktivität zu steigern.

Fest steht auch, dass der Exportboom außer bei den Uhren erst einmal vorbei ist - die Ausfuhren stagnieren und die Preise fallen. Wer die Preise nicht senkt, ist nicht wettbewerbsfähig und läuft Gefahr, seine Kunden zu verlieren. Über eine Schwächung des Franken wäre die Industrie also erfreut.

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Sorgen bereitet die Franken-Entwicklung auch heimischen Häuselbauern, die einen Frankenkredit laufen haben. Rund 250.000 Österreicher haben Ende der 1990er Jahre einen Fremdwährungskredit in Schweizer Landeswährung aufgenommen, um sich ihr Eigenheim zu finanzieren.

Auch österreichische Gemeinden, die für ihre Vorhaben in der Vergangenheit Kredite in der Währung des Nachbarlandes aufgenommen haben, beobachten die Entwicklung sehr genau.

Tourismus hüben und drüben

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Auch der Tourismus ist stark betroffen, da die Urlauber aus dem Euro-Raum ausbleiben. Verständlich, müssten sie doch rund 25 Prozent mehr bezahlen als noch 2010.

Andererseits sind für die Eidgenossen Urlaube im Ausland derzeit günstiger. Vor allem der Vorarlberger Tourismus profitiert deutlich vom hohen Frankenkurs. Im Rheintal gebe es Betriebe, die zu 70, 80 Prozent von Schweizer Gästen lebten, weiß Wolfgang Juri, Tourismus-Fachgruppengeschäftsführer der WKV.

Gewinner

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Überhaupt dürfen sich grenznahe Orte in Deutschland und in Österreich freuen. Schweizer kommen noch öfter als sonst zum Essen und Einkaufen. Besonders der Lebensmittelhandel profitiert, da die Schweizer vor den Wochenenden Großeinkäufe tätigten.

Tankstellen: Bislang war es so, dass deutsche Autofahrer auch gerne mal in der Schweiz tankten. Der Grund: Sprit wird in der Schweiz geringer besteuert und war daher billiger. Doch der Benzintourismus in die Schweiz lohnt sich durch den starken Franken nicht mehr. Nicht zum Nachteil der Tankstellenbetreiber im Ländle.

Investoren aus aller Welt transferieren ihr Geld seit Monaten in die geruhsame Eidgenossenschaft. Hauptgrund: Weder Euro noch Dollar werden in Folge der Schuldenkrisen derzeit als verlässliche Anlagen gesehen.

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