Dafür ist die zweitgrößte Volkswirtschaft Europas zu wohlhabend, zu produktiv und fast mit Top-Bonität ausgestattet. Auch die nächste Regierung kann sich deshalb international relativ problemlos neu verschulden.
Überraschend ist, wie gelassen die Märkte auf den Sturz der Regierung reagieren. Der Leitindex der Pariser Börse lag am Donnerstag im Plus, als ob nichts geschehen wäre. Der Euro legte zu und sogar die zuvor gemiedenen Staatsanleihen gerieten nicht unter Verkaufsdruck. Die großen US-Ratingagenturen haben Frankreich auf der Watchlist, doch liegt die Kreditwürdigkeit des Landes noch immer nahe des Triple-A’s.
Ob das langfristig so bleibt, hängt von der Lösung der Regierungskrise und der Vorlage eines Sparpakets ab, wie das Barnier wollte. Frankreich sitzt auf einem Schuldenberg von 3.200 Milliarden Euro. Dieser Betrag steht für 110 Prozent der Wirtschaftsleistung und für die dritthöchste Schuldenquote in der Eurozone hinter Griechenland und Italien.
EZB könnte im Notfall helfen
Selbst im Worst-Case-Szenario, wenn es nicht gelingt, das Defizit von heuer 6,1 Prozent in Richtung der erlaubten drei Prozent zu drücken, wenn der Schuldenberg also weiter wächst, besteht keine Gefahr für die gemeinsame Währung. Zwar wäre es angesichts der Probleme in Deutschland und der hohen Schuldenlast Italiens ein eher ungünstiger Zeitpunkt, die Solidarität der Euro-Partner zu testen. Aber anders als vor mehr als einem Jahrzehnt kann heute die EZB in Frankfurt direkt einspringen.
Die Währungshüter dürfen unter gewissen Voraussetzungen – sollte das jemals nötig werden – über ihr „Transmissionsschutz-Instrument“ TPI Anleihen Frankreichs in unbegrenztem Umfang aufkaufen. „Allein die Tatsache, dass die EZB einschreiten kann, dürfte ein Überschwappen auf andere Staaten verhindern und auch die französischen Renditeaufschläge nicht in jene Höhen treiben, die 2011 zu vermelden waren“, sagt Thomas Gitzel, Chefökonom der deutschen VP Bank.
Kommentare