Folgen des Brexit: Importbier wird für die Briten teurer

Ein Pint in einem Pub in Liverpool
Der bevorstehende EU-Austritt Großbritanniens sorgt auch dafür, dass Bier teurer wird. Einige Importbiere werden von der Supermarktkette Tesco schon aus dem Sortiment genommen.

Die Bierpreise auf der Insel gehen stetig nach oben und zwar seit 2011. So ergab eine Studie des Marktforschungsinstituts Mintel, dass Bier in England zwischen 2011 und 2016 um zehn Prozent teurer geworden ist.

Seit dem Brexitvotum haben die Preise aber nochmals deutlich angezogen. Das liegt nicht zuletzt am schwachen Pfundkurs. Seit dem Referendum im Juni 2016 hat das Britische Pfund im Vergleich zum Euro rund zwölf Prozent seines Werts eingebüßt. Der Preis für ein "Pint" ist zwar nicht im gleichen Verhältnis gestiegen - noch nicht -, aber die großen internationalen Brauereien sollen kräftig aufgeschlagen haben in diesem Jahr. Kein Thema, mit dem sie gerne hausieren gehen: Carlsberg bestätigt zwar, dass es einen Preisanstieg gab, Zahlen werden aber keine genannt. Der Zeitung Guardian zufolge sollen es umgerechnet 2,6 Prozent gewesen sein. Heineken antwortete auf eine Anfrage zunächst nicht. Die Niederländer sollen umgerechnet rund sieben Cent auf ein Pint aufgeschlagen haben.

Tesco reduziert Angebot

Betroffen sind vor allem Importbiere. Die werden in Großbritannien meist pauschal als Lager bezeichnet und gekühlt serviert. Im Gegensatz zu den heimischen Ales und Bitters, die auf Zimmertemperatur ausgeschenkt werden. Die Supermarktkette Tesco hat Berichten zufolge acht Heineken-Biersorten wie Amstel, Sol und Kingfisher aus Europa komplett aus dem Regal genommen. Angeblich konnte sich der Einzelhändler nicht mit Heineken über eine Preiserhöhung einigen. Tesco teilt dazu nur mit, man führe „weiterhin eine große Auswahl an Bier, Lager und Cider“.

Vergangenen Herbst hatte Tesco einen Disput mit dem Lebensmittelproduzenten Unilever. Der wollte angeblich pauschal zehn Prozent aufschlagen, um die höheren Einkaufspreise auf dem europäischen Festland auszugleichen. Tesco stellte sich stur und vorübergehend war der beliebte klebrig-würzige Brotaufstrich Marmite bei dem Supermarkt nicht mehr zu bekommen - was einen nationalen Aufschrei auslöste. Unilever lenkte ein.

Beim Bier werden sich die Briten wohl an höhere Preise oder geringere Auswahl gewöhnen müssen. Seit den siebziger Jahren war das kontinentale Lager-Bier in Großbritannien auf dem Siegeszug. Im vergangenen Jahr tranken die Briten rund drei Milliarden Liter Lager und nur rund 938 Millionen Liter Ale und Bitter. Doch das britische Bier erlebt seit einigen Jahren eine Renaissance. Auch dank des Trends zu kleinen Hausbrauereien.

Erhöhung der Alkoholsteuer

Der Preisanstieg für Importbiere könnte das verstärken, glaubt Neil Williams vom britischen Brauerei- und Pub-Verband (British Beer and Pub Association). Die Zutaten für Bier werden weitgehend aus dem Inland bezogen. Trotzdem leiden die auch die heimischen Brauereien unter dem schwachen Pfund, denn Verpackungsmaterial wie Flaschen und Karton kommt oft aus dem europäischen Ausland. Zudem stöhnen sie über eine Erhöhung der Alkoholsteuer. Die sei jetzt schon dreizehn Mal höher als in Deutschland, heißt es. Angesichts einer steigenden Inflationsrate und der Aussicht, nach dem Brexit schwieriger an qualifizierte Mitarbeiter zu kommen, blicken die britischen Brauereien bange in die Zukunft.

Das Marktforschungsinstitut Mintel geht davon aus, dass die Briten wegen der gestiegenen Preise in Zukunft ihr Bier häufiger zuhause trinken werden und nicht mehr im Pub.

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