Frequentis-Chef: "In 15 Jahren werden mehr Drohnen in der Luft sein als Flugzeuge"

Frequentis-Chef: "In 15 Jahren werden mehr Drohnen in der Luft sein als Flugzeuge"
Krisensicheres Geschäft: Wiener Flugsicherungs-Spezialist sitzt auf vollen Auftragsbüchern. Deutliches Umsatzplus im Vorjahr.

Die Zahl der Drohnenflüge nimmt weltweit stark zu, was für den Flugverkehr zunehmend zur Herausforderung wird: "In zehn bis 15 Jahren werden mehr Drohnen in der Luft sein als Flugzeuge“, glaubt Frequentis-Konzernchef Norbert Haslacher. Sein Unternehmen ist auf die Flugsicherung spezialisiert und zählt zu den größten Anbietern von Lotsentechnologie und Netzwerk-Technologie für Leitzentralen.

"Wenn der Drohnenverkehr wächst, wächst auch das Risiko", sagt Haslacher. Auch deshalb, weil die Regulierung der Technologie hinterherhinke. Das sei weltweit ein Thema. In Österreich hat Frequentis bereits mehrere Pilotprojekte im Drohnenmanagement gestartet. So können etwa private Drohnenflüge in einem eigenen System vorangemeldet werden. Die ÖBB fliegen mit Drohnen die Zugstrecke ab, um zu sehen, wo es nach Starkregen Probleme geben kann. "Solche Projekte werden wird in den nächsten Jahren noch erweitern, das Thema Drohnen wird eine große Rolle spielen", erläutert Haslacher.

Frequentis-Chef: "In 15 Jahren werden mehr Drohnen in der Luft sein als Flugzeuge"

Auch Militäraufträge erwartet

Weil auch im militärischen Umfeld Drohnen immer wichtiger werden, erhofft sich Frequentis auch hier Aufträge. Es gebe ein "deutliches Wachstum in den Ausschreibungen, da sehen wir auch Chancen für uns". Schon jetzt seien Airforce oder Navy Kunden, wenn es ums Thema Flugsicherung geht. "Die Produkte, die wir für die zivile Flugsicherung zur Verfügung haben, sind auch für die militärischen Einsatz interessant", so der Frequentis-CEO. 

Dicke Auftragsbücher und kräftiges Umsatzplus

Das Wiener Hightech-Unternehmen sitzt auf Auftragseingänge in Höhe von 504,8 Mio. Euro, um 25 Prozent mehr als im Jahr zuvor. Davon entfielen rund 345 Mio. Euro auf das Flugverkehrsmanagement und 159 Mio. Euro auf Öffentliche Sicherheit und Verkehr. Und mit 594,7 Mio. Euro konnte der Auftragsstand gegenüber 2022 um 13,9 Prozent gesteigert werden. "Wir haben eine sehr gut gefüllte Pipeline", fasst Haslacher zusammen. 

Der Umsatz kletterte im Vorjahr um 11 Prozent auf 427,5 Mio. Euro. Es war das dritte zweistellige Wachstum in Folge. "Nationale, sicherheitskritische Infrastruktur ist von der konjunkturellen Entwicklung relativ abgekoppelt", erläutert Haslacher. Generell treiben die Themen Sicherheit, Mobilität und Technologie das Geschäft. Rund zwei Drittel des Umsatzes erzielte das Unternehmen in Europa, rund 16 Prozent in Nord- und Südamerika, 11 Prozent in Asien und 7 Prozent in Australien und Pazifik. Das Betriebsergebnis (EBIT) stieg um knapp 7 Prozent auf 26 Mio. Euro. Das Nettoergebnis stieg leicht von 18,9 auf auf 20 Mio. Euro. 

Höhere Dividende für 2023 und positiver Ausblick

Frequentis schlägt dieses Jahr eine um 9 Prozent erhöhte Dividende von 24 Cent vor. Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Konzernchef einen weiter steigenden Auftragseingang und Umsatz. Etwas auf der Bremse steht man bei weiteren Akquisitionen. Im Vorjahr wurden gleich zwei Zukäufe im Technologie-Segment getätigt. 

Ältester Mitarbeiter ist 79 Jahre

Die Frequentis-Gruppe beschäftigt weltweit  2.217 Mitarbeitende aus 56 Nationen.  „Diversity ist Teil unseres Erfolges, allein in Österreich beschäftigten wir Mitarbeiter aus 34 verschiedene Nationen", erläutert Finanzvorstand Peter Skerlan. Der jüngste Mitarbeiter sei 18 Jahre, der älteste 79 Jahre. Letzerer arbeite im Vertrieb, sagt Skerlan auf Nachfrage. Das Durchschnittsalter liegt bei 43 Jahren. 

Der Frauenanteil von aktuell 25 Prozent soll weiter steigen, vor allem im Management, wo es erst 13 Prozent sind. „Hier ist noch enormes Verbesserungspotenzial“, so der Finanzchef. Anders als andere Technologieunternehmen kann sich Frequentis mit rund 4.500 Bewerbungen pro Jahr über mangelndes Interesse nicht beklagen. 

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