Flughafen Wien: "Skylink" vor erstem Härtetest

Die Ankunftshalle des neuen Terminals Check-in 3
Am Dienstag geht der neue Terminal Check-in 3 in Betrieb. Pro Jahr werden hier künftig 13 Millionen Passagiere abgefertigt.
Flughafen Wien: "Skylink" vor erstem Härtetest

Während die Mozartkugeln und Parfums schon in die Shop-Regale geschlichtet sind, erledigen Maler und Elektriker noch die allerletzten Handgriffe. Bis spätestens Dienstagfrüh müssen aber auch sie fertig sein. Denn um 4.45 Uhr landet mit der AUA-Maschine aus Hurghada das erste Flugzeug am neuen Schwechater Terminal Check-in 3 (besser bekannt unter seinem bisherigen Namen "Skylink"). 40 Minuten später soll die erste Maschine pünktlich in Richtung Karpathos abheben.

Zumindest in der Schlussphase des Mega-Projekts ist somit alles auf Schiene. Der Bau des neuen Terminals, durch den bereits am Eröffnungstag 37.000 Passagiere geschleust werden sollen, verlief hingegen alles andere als reibungslos: 13 Jahre sind mittlerweile seit dem Planungsbeginn vergangen. Ursprünglich hätte der Terminal bereits 2008 eröffnet werden sollen. Doch die Errichtung wurde von jahrelangen Verzögerungen, Baukostenexplosionen (von 400 auf 770 Millionen Euro) und Korruptionsaffären überschattet. Einige Flughafen-Vorstände hat der Skandal die Jobs gekostet, der Rechnungshof musste prüfen, Gerichte sind mit der Causa befasst (siehe Chronologie) .

Dieses Desaster war mit ein Grund dafür, warum man den Skylink erst vor wenigen Tagen in "Check-in 3" umbenannt hat. "Wir wollen damit auch mit den Pro­blemen der Vergangenheit abschließen", sagt Flug­hafen-Vorstand Julian Jäger.

Echtbetrieb

Flughafen Wien: "Skylink" vor erstem Härtetest

Bis Dienstag laufen noch letzte Vorbereitungen. So werden derzeit alle Systeme auf den Echtbetrieb umgestellt und die letzten behördlichen Abnahme­prozesse abgewickelt. Die letzten Übersiedlungen, vor allem der Check-in-Einrichtungen aus dem Terminal 1, finden erst in der Nacht zum Dienstag statt.

"Wie bei einem neuen Haus werden manche Probleme wohl erst nach dem Einzug zutage treten", sagt Flughafen-Vorstand Günther Ofner. Deshalb bleiben die Baufirmen die ersten Wochen noch vor Ort. Sollte es zu gravierenden Pannen kommen, wird der Betrieb kurzfristig wieder auf den Terminal 1 (Check-in 1) zurückverlegt.

Auf die Passagiere warten ab 5. Juni jedenfalls zahl­reiche Neuerungen: Im Check-in 3 werden künftig alle AUA-Reisenden abgefertigt. Bis auf wenige Ausnahmen werden hier auch sämtliche Star-Alliance-Flüge abgewickelt. 2013 – so die Prognose – werden es insgesamt 13 Millionen Passagiere sein.

Der übrige Betrieb von Fluglinien wie Air Berlin oder NIKI findet wie bisher im Check-in 1A und Check-in 2 statt. Check-in 1 wird ab Mitte Juni 2012 außer Betrieb genommen und revitalisiert. "Wir haben auch schon die Wiener Taxler informiert, wohin sie künftig ihre Fahrgäste bringen sollen", sagen die Vorstände.

Vandale

Bis heute nicht gefasst ist jener Vandale, der noch während der Bauarbeiten Leitungen im neuen Terminal sabotiert hat. Und das trotz einer Ergreiferprämie von 10.000 Euro. "Immerhin ist es seit Februar zu keinen neuen Sabotage-Akten mehr gekommen", sagt Ofner. "Wir können allerdings nicht ausschließen, dass es noch Schäden im Verborgenen gibt, die uns erst später auffallen werden. Es ist uns leider nicht möglich, jeden Winkel abzuchecken."

Chronologie: Ein Skandal-Projekt

1999 Erste Planungen für den Ausbau des Flughafens.

Oktober 2005 Baubeginn. Als Fertigstellungstermin ist Ende 2008 geplant.

2007 Erstmals ist von Ver­zögerungen die Rede. Das Bau-Budget erhöht sich von ursprünglich 400 auf 512 Millionen Euro.

2009 Finanzvorstand Christian Domany wird wegen der Skylink-Probleme abgesetzt. Die Kosten werden bereits auf 830 Millionen Euro geschätzt. Im Juni stoppt der Flughafen den Bau für mehrere Monate.

2010 Hausdurchsuchungen bei Baufirmen, die Flughafen-Spitze stürzt über den Skylink.

2011 Der Rechnungshof ortet grobe Vergabe-Verstöße.

2012 Probebetrieb mit Tausenden Testpassagieren.

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