Flughafen Wien: Sicherheitspersonal fordert doppelten Stundenlohn
Auf dem Flughafen Wien probt das Sicherheitspersonal den Aufstand. Dienstag nächster Woche um neun Uhr früh beginnt bei der Flughafen-Tochter Vienna International Airport Security Services (VIAS) eine Betriebsversammlung. Betriebsratschef Walter Burianek rechnet mit einer hohen Beteiligung von 600 bis 800 Personen. Insgesamt beschäftigt die VIAS derzeit 950 Mitarbeiter, die rund um die Uhr die Sicherheitskontrollen von Passagieren und Handgepäck durchführen. Vor der Pandemie waren es 1.300 Beschäftigte. Die Betriebsversammlung dürfte die Passagierabfertigung beeinträchtigen.
Grund für die Informationsveranstaltung ist laut Gewerkschaft vida der angebliche „Hungerlohn“, mit dem die VIAS-Mitarbeiter auskommen müssen. So betrage der Einstiegsstundenlohn aktuell 9,94 Euro brutto, das macht 1.722 Euro brutto bei 40 Wochenstunden. Bis zum 16. Dienstjahr steige der Stundenlohn dann auf 11,40 brutto.
Hohe Fluktuation
„Die Passagierkontrolle ist der größte Niedriglohnbereich in der österreichischen Luftfahrt“, wettert die Gewerkschaft. Dabei sei die Sicherheitskontrolle sehr anspruchsvoll und mit hoher Verantwortung verbunden.
Die Fluktuation sei hoch. Glaubt man dem Betriebsrat, dann bleiben nur wenige Beschäftigte länger als vier Jahre bei der VIAS. „Wir fordern eine Angleichung des Lohnniveaus an jenes auf deutschen Flughäfen“, erklärt vida-Gewerkschafter Daniel Liebhart. „Im Nachbarland werden die Löhne für Flughafen-Kontrollorgane bis April 2023 auf einen Stundenlohn von 20,60 Euro brutto harmonisiert. Das entspricht einer Verdoppelung des österreichischen Stundenlohns.“
Am Montag hat laut vida ein Gespräch zu den Forderungen mit der Wirtschaftskammer stattgefunden. Die Wirtschaftskammer möchte derzeit noch nicht in Kollektivvertragsverhandlungen eintreten.
„Zwischen den Sozialpartnern herrscht aber ein Verständnis, dass auf Betriebsebene eine Lösung für ein attraktiveres Lohnsystem für VIAS gefunden werden muss und diese Ergebnisse dann in die regulären Verhandlungen, zum Mai 2023, in den gesamten Flughafen-Kollektivvertrag einfließen soll“, so die vida.
Flughafen Wien kontert
Doch auf Betriebsebene soll wenig weitergehen. „Wir haben fünf Monate Gespräche gehabt, aber es ist kein Angebot von der Gegenseite gekommen“, sagt VIAS-Betriebsratschef Burianek. „Die Teuerung hat extrem zugeschlagen, es kündigen viele. Die Kollegen sagen uns, sie wissen nicht mehr, wie sie die Rechnungen zahlen sollen.“
Beim Flughafen Wien ist man über den Vorstoß des Betriebsrats und der Gewerkschaft verwundert.
„Das hier von der Gewerkschaft zelebrierte Säbelrasseln auf dem Rücken der Passagiere ist aus Sicht des Flughafens völlig unnötig“, kontert Flughafen-Wien-Sprecher Peter Kleemann. Das aktuelle Entlohnungssystem bei der VIAS sei gemeinsam mit Gewerkschaft und Betriebsrat beschlossen worden, die vida hat „die ausverhandelten Ergebnisse selbst noch im Sommer 2022 ausdrücklich positiv begrüßt und mitgetragen“.
„Der effektive Stundenlohn der VIAS-Mitarbeiter liegt inklusive Zulagen und einer Prämie von derzeit durchschnittlich 200 Euro pro Monat bei aktuell durchschnittlich 13,45 Euro“, behauptet Kleemann.
Dazu komme eine jährliche Erfolgsbeteiligung in Höhe von rund 500 Euro pro Mitarbeiter. Die seit Juni 2022 ausbezahlte Monatsprämie werde auch im nächsten Jahr fortgesetzt. Außerdem erhalten alle VIAS-Beschäftigten ab Jänner 2023 eine ebenfalls bereits mit der Gewerkschaft beschlossene KV-Erhöhung von 5,6 Prozent.
Der Flughafen bestreitet gar nicht, dass ein weiterer Handlungsbedarf besteht. „Eine weitere kräftige KV-Lohnerhöhung ist außerdem mit Mai 2023 vorgesehen, die Verhandlungen dafür sind noch gar nicht gestartet“, sagt der Flughafen-Sprecher. Auch der Vergleich mit dem geforderten deutschen Lohnniveau hinke: „Anders als in Deutschland erhalten VIAS-Beschäftigte ein 13. und 14. Monatsgehalt, sechs Wochen Urlaub im Jahr sowie diverse Zulagen.“
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