Wird noch spannend, wie sich das Match zwischen diesen beiden Low-Costern, die keine Staatshilfe beantragten, zuspitzen wird. Mitbewerber Level (gehörte zum IAG-Konzern von British Airways und Iberia) hat in Wien aufgegeben und sich in die Insolvenz verabschiedet. Die britische EasyJet fährt ihr Geschäft stark zurück und ist in Wien kaum noch präsent.
Lauda lagert derzeit gerade den Flugbetrieb nach Malta aus. In heimischen Luftfahrtkreisen wird darüber spekuliert, ob die Belegschaft im Office nach Auslaufen der Kurzarbeit-Behaltefrist gekündigt wird.Wizz-Chef Jozsef Varadi erwartet, dass die Ticketpreise noch weiter nachgeben werden, um die Passagiere zum Fliegen zu motivieren. Er rechnet mittelfristig mit einem Sinkflug von weiteren zehn bis 20 Prozent. Der Winter werde für alle Airlines sehr hart und zu einer besonderen Belastungsprobe, sagte der Airline-Chef am Montag in Wien. Jedes Land verordne andere Restriktionen und die Nachfrage der Passagiere sinke wieder. Trotzdem wolle Wizz keine Strecken streichen.
Wie jede andere Airline auch werde Wizz für 2020 einen Verlust einfliegen. Die Liquidität bezifferte Varadi mit 1,5 Milliarden Euro. Müssten alle Flugzeuge im Wort Case am Boden bleiben, würde Wizz pro Monat 70 Millionen Cash verbrennen. Unter allen Airlines am Flughafen Wien hat Wizz die niedrigsten Kosten.
Ebenso wie bereits Ryanair-Chef Michael O’Leary kritisierte Varadi Staatshilfe für Airlines als „Geldverschwendung“ und „Wettbewerbsverzerrung“. Nicht mehr konkurrenzfähige Airlines könnten damit weiter bestehen. Das sei keine Hilfe, sondern behindere die Gesundung der europäischen Luftfahrtindustrie und der gesamten Wirtschaft.
„Die österreichische Regierung schützt die AUA, aber Angebot und Nachfrage sollten entscheiden“, wetterte Varadi. AUA und Lufthansa würde die Staatsgelder „nie zurückzahlen können, das ist bei diesem Geschäftsmodell unmöglich“.
Den von der türkis-grünen Regierung bei der AUA-Rettung angekündigte Mindestpreis pro Strecke von rund 40 Euro hält auch Varadi für nicht vereinbar mit EU-Recht: „Der Staat kann nicht in die Freiheit der Preisgestaltung eingreifen“. O’Leary hatte bereits angekündigt, dagegen zu klagen.
Die Regierung jedoch ist wild entschlossen. „Ein Arbeitskreis aus Luftfahrt-, Verkehrs- und Klimaschutzexperten arbeitet seit dem Sommer gemeinsam mit Fachleuten für EU-Agenden an einer Lösung“, erklärte der für Luftfahrt zuständige ÖVP-Staatssekretär im Klimaschutzministerium, Magnus Brunner, gegenüber dem KURIER. Er rechne mit einem Ergebnis noch in diesem Jahr.
Eine internationale Anwaltskanzlei habe EU-rechtlich den Weg bereits vorgezeigt, „jetzt muss das noch verfassungsrechtlich abgesichert in nationales Recht umgesetzt werden“. Airlines sollen verpflichtet werden, alle Steuern und Gebühren an die Passagiere weiter zu geben. Daraus ergebe sich der Mindestpreis von rund 40 Euro. Auch andere EU-Länder, etwa Deutschland und Frankreich, seien an einer Lösung „sehr interessiert“, berichtet Brunner.
Die Mehrheit der Österreicher befürworte es, aus Umweltschutzgründen Billig-Tickets zu verbieten. Laut einer Umfrage von Unique Research für profil halten 72 Prozent der Österreicher Mindestpreise für eine gute Idee.
andrea.hodoschek
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