Flohmarkt-App Shpock: Neue Strategie kostet 82 Jobs in Wien

Flohmarkt-App Shpock:  Neue Strategie kostet 82 Jobs in Wien
Hippes Wiener Start-up zieht sich aus Italien und Norwegen zurück. Der Verlust beträgt rund 70 Millionen Euro.

Zehn Millionen User pro Monat und Waren im Wert von sechs Milliarden Euro im Angebot – die österreichische Flohmarkt-App Shpock ist laut eigenen Angaben eine der größten Shopping-Apps Europas. Hinter dieser beliebten App steckt die Wiener finderly GmbH, die mittlerweile mehrheitlich dem norwegischen Medienkonzern Schibsted gehört.

Nach dem Wechsel in der Geschäftsführung im Oktober kommt es nun einem Strategiewechsel, bei dem anscheinend kein Stein auf dem anderen bleibt. So werden kolportierte 82 Mitarbeiter mit Stichtag Ende November beim AMS zur Kündigung angemeldet, vor allem aus den Bereichen Vertrieb, Design und Marketing.

„Ich muss das leider bestätigen“, sagt Shpock-Sprecher Fabio Tiani zum KURIER. „Das Ziel ist weg vom größten europäischen Marktplatz und weg von starkem Wachstum in allen Märkten. Wir fokussieren uns künftig auf den britischen Markt, um die bestehenden User zu monetarisieren und auf eigenen Beinen zu stehen.“ Das heißt auf gut Deutsch: Mit den Nutzern dieses virtuellen Flohmarkts soll endlich ausreichend Geld verdient werden – und das vor allem in Großbritannien.

Flohmarkt-App Shpock:  Neue Strategie kostet 82 Jobs in Wien

Homepage des digitalen Flohmarkts Shpock

„Wir ziehen uns aus den Märkten Italien und Norwegen zurück“, bestätigt Tiani. „Wir bleiben aber auf unseren Heimmärkten Deutschland und Österreich.“ In Wien wird das Team auf 102 Mitarbeiter zurückgestutzt. Neben der massiven Reduktion der Personalkosten werden auch die Marketingausgaben kräftig gekürzt. Denn diese haben bisher offenbar Unsummen verschlungen.

Rote Zahlen

Laut Bilanz für das Jahr 2017 führten die jahrelangen Verluste (insgesamt 70,14 Millionen Euro) zu einem Bilanzverlust in Höhe von 107,391 Millionen Euro. Abzüglich der positiven Kapitalrücklagen in Höhe von 33,378 Millionen Euro steht für 2017 ein negatives Eigenkapital in Höhe von 73,87 Millionen Euro zu Buche. Das entspricht einer Verdoppelung zum Geschäftsjahr 2016. Damals betrug das negative Eigenkapital 36,624 Millionen Euro und der Verlustvortag aus dem Geschäftsjahr 35,098 Millionen Euro.

„Ursache sind im Wesentlichen die für den Aufbau einer Nutzerbasis erheblichen Marketingausgaben“, heißt es im Bilanz-Lagebericht 2017. Um eine Überschuldung nach dem Insolvenzrecht zu vermeiden, hat der Mehrheitseigentümer Schibsted insgesamt 75 Millionen Euro nachrangiges Hybridkapital (Substanzgenussrecht) zur Verfügung gestellt und eine Patronatserklärung bis 30. Juni 2019 abgegeben.

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Second-Hand-Börse Shpock

"Es bestehen auch keine Gründe für die Annahme", heißt  es bei finderly weiter, "dass die Patronatserklärung nicht über diesen Zeitraum hinausverlängert werden würde." Das heißt: Die Norweger müssen im schlimmsten Fall für diese Schulden geradestehen.

Neben Runstastic und anderen zählt Shpock zu den heimischen Vorzeige-Start-ups, Shpock heimste zahlreiche Preise ein.

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