Schirnhofer speckte beim Personal weiter ab

Weitere Pleite im Reich des steirischen Fleischers Karl Schirnhofer
Der Fleischereibetrieb beschäftigt nur noch rund 155 Mitarbeiter und setzt auf die Rindfleisch-Marke Almo.

Der steirische Fleischerei- und Wurstwarenbetrieb Schirnhofer mit Sitz in Kaindorf bei Hartberg, der im Zuge der Zielpunkt-Pleite selbst Ende 2015 zum Insolvenzfall wurde, schrumpfte seinen Personalstand weiter zusammen. "Seit Juli wurden nach unseren Informationen rund 40 Mitarbeiter abgebaut, etwa 20 waren Ungarn, sogenannte Grenzgänger", sagt Hubert Holzapfel, Landessekretär der Produktionsgewerkschaft Proge in der Steiermark im Gespräch mit dem KURIER. "Die Insolvenzstiftung für die betroffenen Schirnhofer-Mitarbeiter wird daher aufgestockt." Nachsatz: "Wir haben 19 freie Plätze in der Stiftung, die mit Schirnhofer-Mitarbeitern besetzt werden, und weitere 20 Schirnhofer-Mitarbeiter werden zusätzlich aufgenommen." Dazu benötigt die Gewerkschaft aber noch den Segen des Land Steiermark.

Rund drei Jahre können die betroffenen Mitarbeiter die Vorzüge der Stiftung nutzen. Dazu zählen vor allem Umschulungen. Ursache des Jobabbaus soll unter anderem der Verlust von Aufträgen gewesen sein, wird seitens der Gewerkschaft kolportiert. Zur Zeit der Insolvenzeröffnung über die Schirnhofer GmbH im Dezember 2015 sollen noch rund 200 Mitarbeiter in Kaindorf beschäftigt worden sein.

Kündigungen nach der Insolvenz

Derzeit beschäftigt der Kaindorfer Betrieb nur noch rund 155 Mitarbeiter. Das bestätigt auch Firmenchef Karl Schirnhofer.

Schirnhofer speckte beim Personal weiter ab
Karl Schirnhofers Unternehmen zählt bis vor kurzem noch zu den größten Fleisch- und Wurstwarenerzeugern Österreichs
"Es ist alles erledigt", sagt Schirnhofer zum KURIER. "Es hat noch nach der Insolvenz Kündigungen gegeben." Nachsatz: "Wir haben Aufträge abgestoßen, die unrentabel waren." Sein Betrieb setzt nun auf neue Aufträge von Rewe und Edeka aus Deutschland. Zugleich konzentriert sich Schirnhofer künftig vor allem auf die Marke Almo, sprich auf Rindfleisch von Almochsen aus artgerechter und umweltgerechter Haltung. Dieses Geschäft floriert offenbar und die Produkte sind im Handel gut gelistet. Karl Schirnhofer sagte am Mittwoch zum KURIER, dass auch er seinen Teil zur Insolvenzstiftung beitragen werde.

Indes segneten die Gläubiger im Februar 2016 den Sanierungsplan der insolventen Schirnhofer GmbH ab. Das Sanierungsverfahren wurde damit aufgehoben. Eine erste Quotenrate in Höhe von zehn Prozent haben sie bereits erhalten. Bis Ende Jänner 2017 und Ende Jänner 2018 sollen jeweils weitere zehn Prozent fließen. Untern Strich wird die Gesamtquote 30 Prozent Quote betragen.

Hintergrund

Im Geschäftsjahr 2013/’14 (Stichtag: 31. März) erwirtschaftete der Kaindorfer Schirnhofer-Konzern mit 878 Mitarbeitern noch etwa 155 Millionen Euro Umsatz. Bei Banken stand der Betrieb damals mit 25,5 Millionen Euro, bei Lieferanten mit 14,65 Millionen Euro in der Kreide. Die Umsatzrendite betrug damals magere ein Prozent. Indes wurde die Nettoverschuldung mit 247 Prozent ausgewiesen, dass ist ein Anstieg um 29 Prozent zum Geschäftsjahr 2012/2013. Der Bilanzverlust wurde mit 1,92 Millionen Euro beziffert. Das Ergebnis aus der gewöhnlichen Geschäftsätigkeit (EGT) war mit 295.000 Euro positiv.

Auf der Seite der Aktiva wurden damals die Betriebsliegenschaften mit einem Buchwert in Höhe von 32,33 Millionen Euro ausgewiesen, die technischen Anlagen mit 10,54 Millionen Euro. Zahlen für das Geschäftsjahr 2014/15 liegen im Firmenbuchgericht noch nicht vor.

Der eingefleischte Steirer Schirnhofer war einer der langjährigen und wichtigsten Lieferanten der Diskont-Kette Zielpunkt mit dem orange-blauen Logo. Seit 1997 betrieb er in zahlreichen Zielpunkt-Filialen ein Shop-in-Shop-System. Zu besten Zeiten standen 1200 Schirnhofer-Mitarbeiter hinter den Fleischtheken in 254 Zielpunkt-Märkten. Mit der Zeit wurden diese aber deutlich weniger. Schließlich waren es nur noch 60 Zielpunkt-Läden, in denen Schirnhofer-Mitarbeiter Fleisch und Wurst aufschnitten. Eigentlich sollte diese Kooperation aber erst im Jahr 2015 auslaufen.

Am 30. November 2015 wurde über die Zielpunkt GmbH ein Konkursverfahren eröffnet. Am 17. Dezember wurde dann über die Schirnhofer GmbH ein Sanierungsverfahren eröffnet. Sanierungsverwalter war der renommierte Grazer Insolvenzexperte und Anwalt Georg Muhri. Auch die Schirnhofer Familien Unternehmen Holding GmbH schlitterte in die Pleite. Am Ende wurde es ein Konkurs. Dieses Verfahren wurde aber bereits am 31. März 2016 rechtskräftig aufgehoben.

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