Fixe Spritpreise auf dem Prüfstand

Fixe Spritpreise auf dem Prüfstand
Die neue Spritpreisregelung wird vorerst artig umgesetzt. Die Maßnahme treffe aber vor allem die kleinen Tankstellenbetreiber, ärgert sich ein Inhaber einer Diskonttankstelle.

Seit 26 Jahren steht Andreas Weltler praktisch täglich an den Zapfsäulen seiner "Johanna Garage" im 5. Wiener Gemeindebezirk. Die Diskonttankstelle hat er von seinem Vater übernommen und auch der Großvater besaß "zwei Straßen weiter" eine Tankstelle. Kurzum, der Mann hat Benzin im Blut. Die Arbeit mache noch immer Freude, auch wenn die wirtschaftliche Situation in den vergangenen Jahren schwieriger geworden sei. "Die Margen werden immer geringer." Die Zeiten, in denen der Vater noch 1,50 Schilling pro Liter Benzin verdient habe, seien lange vorbei. Weltler müsse sich unterm Strich mit rund einem Cent zufrieden geben.

Die neue Spritpreisregelung an reiseintensiven Wochenenden sei eine weitere Schikane, die vor allem die kleinen Eigenhändler treffe. Den großen Markentankstellen sei die Fixpreis-Regelung weitgehend egal, konstatiert Weltler. Er sei nun mit der Situation konfrontiert, am Mittwoch noch nicht wissen zu können, welchen Sprit-Einkaufspreis er am Freitag haben werde. Sein Umschlag sei so hoch, dass er praktisch täglich beliefert werde. Im schlimmsten Fall werde das Wochenende ein Verlustgeschäft.

Stabilität

Fixe Spritpreise auf dem Prüfstand

Die an diesem langen Wochenende erstmals in Kraft getretene Spritpreis-Regelung sieht vor, dass Tankstellenbetreiber die Preise ab Mittwoch 11 Uhr bis Sonntag Mitternacht stabil halten müssen. Jede Tankstelle kann die Preise nach ihrer eigenen Kalkulation festlegen. Der zuständige Wirtschaftsminister Reinhold Mitterlehner will damit die gängige Praxis der Branche abstellen, an Reisewochenenden die Spritpreise nach oben zu schrauben.

An den beiden ersten Sommerferien-Wochenenden werden die Preise abermals eingefroren. Sinken werden die Preise wegen dieser Maßnahme aber nicht, erwartet Mitterlehner. Über eine etwaige Verlängerung der Verordnung im kommenden Jahr wird nach einer Evaluierung im Herbst entschieden.

"Gerade wir Diskonter haben immer faire Preise angeboten und sie ohnehin sehr lange stabil gehalten. Warum werden wir bestraft?", ärgert sich Weltler. Im Durchschnitt sei seine Tankstelle um zwei bis drei Cent günstiger als die Marken-Konkurrenz. Eine ursprünglich angedachte Ausnahme-Regelung für kleine Tankstellen wurde aus der Verordnung im Übrigen wieder herausgestrichen.

Schwarze Schafe

Zähneknirschend wird Weltler sich an die Preisfixierung halten. Er glaubt auch nicht, dass es in der Branche allzu viele schwarze Schafe geben werde. Die Strafen mit bis zu 2180 Euro seien zu hoch.

Und tatsächlich, eine erste Zwischenbilanz vom gestrigen Feiertag zeigt, dass bei den Autofahrerclubs keine Beschwerden bezüglich Preiserhöhungen eingegangen sind. "Wenn es Beschwerden gibt, dann wohl erst am Montag, wenn die Leute aus dem Urlaub zurück sind", schätzt ÖAMTC-Sprecherin Sabine Fichtinger.

Auch Beamte des Wirtschaftsministeriums, der Bundeswettbewerbsbehörde, der E-Control und der Bezirksverwaltungsbehörden werden die Auswirkungen der Verordnung prüfen.

Ein durchaus erfreulicher Blick auf die Spritpreise der vergangenen Tage zeigt, dass sich die Mineralölbranche die von Autofahrerclubs befürchteten Vorab-Erhöhungen verkniffen hat. In den Tagen vor Fronleichnam sanken die Preise sogar um einen Hauch. Allerdings noch nicht in dem Ausmaß, wie es die Entwicklungen an den internationalen Ölmärkten (währungsbereinigt) verlangen würden. Im österreichweiten Durchschnitt wird laut ARBÖ über Fronleichnam der Preis für Eurosuper 1,416 Euro und für Diesel 1,350 Euro pro Liter betragen.

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