Fitch-Warnschuss für Großbritannien

Die kleinere Nummer drei, Fitch, geht ebenfalls auf einen US-amerikanischen Gründer zurück, gehört heute aber zu 60 Prozent dem börsennotierten französischen Finanzinvestor Fimalac. Die restlichen Anteile hält der US-Medienkonzern Hearst ("Cosmopolitan", "Elle", ESPN). Hinter Fimalac steht der in Frankreich weit vernetzte Geschäftsmann und Unternehmer Marc Ladreit de Lacharriere. Fitch sitzt in New York und London.
Das AAA-Rating Großbritanniens ist gefährdet. Die Ratingagentur Fitch hat den Ausblick auf negativ gesenkt.

Nach Moody`s droht nun auch Fitch Großbritannien mit dem Entzug seiner Spitzen-Bonitätsnote. Die Agentur senkte den Ausblick am Mittwoch auf negativ und begründete den Schritt mit Zweifeln an der Fähigkeit des Landes, mit wirtschaftlichen Schocks umzugehen. Fitch warnte vor den Auswirkungen der angespannten Wirtschaftslage in der Eurozone, wo mehrere Regierungen um das Vertrauen der Finanzmärkte kämpfen. Finanzminister Danny Alexander sprach von einem Weckruf an jene, die vom Konsolidierungskurs abrücken wollten.

Wegen der schwächelnden Binnenkonjunktur und einer niedrigeren Nachfrage aus der Euro-Zone musste die von den Konservativen angeführte Regierung jüngst einräumen, zwei Jahren länger als zunächst geplant für das Erreichen der Haushaltsziele zu benötigen. Bei der Machtübernahme vor zwei Jahren erbte die Regierung ein Rekorddefizit von elf Prozent der Wirtschaftsleistung und kündigte an, die jährliche Neuverschuldung praktisch auf Null zu senken.

Jahrhundert-Anleihe

Großbritannien will offenbar die Gunst der Stunde nutzen und sich bis in ferne Zukunft bei Investoren zu niedrigen Zinsen mit frischem Geld eindecken. Das unter Sparzwang geratene Land denkt demnach über den Verkauf von 100-jährigen und gar "ewigen Staatsanleihen" nach, um von den niedrigen Marktzinsen auf lange Zeit zu profitieren. Wie aus Kreisen des Finanzministeriums in der Nacht zum Mittwoch verlautete, will die Regierung nach positiven Gesprächen mit Investoren die Nachfrage nach solchen Papieren nächste Woche ausloten. Die längste Laufzeit bei Bonds in Großbritannien beträgt 50 Jahre. Die sogenannten ewigen Anleihen haben keine Fälligkeit. Sie verbriefen aber regelmäßige Zinszahlungen.

Großbritannien hatte bereits gegen Ende des Ersten Weltkriegs und im 18. Jahrhundert auf solche Papiere zurückgegriffen, um sich langfristig zu refinanzieren. Jetzt erscheint der Zeitpunkt für einen solchen Langläufer erneut günstig: "Damit könnte man für die Zukunft aus der jetzigen Glaubwürdigkeit der Regierung und dem Status als sicherer Hafen konkreten Nutzen ziehen", sagte ein Vertreter des Finanzministeriums.

50-jährige Anleihen auf Rekordtief

Tatsächlich könnte Großbritannien derzeit auf reges Interesse bei solchen langfristigen Anleihen treffen und überdies mit relativ niedrigen Zinszahlungen kalkulieren. Die Renditen für 50-jährige Anleihen waren im Jänner auf ein Rekordtief von rund drei Prozent gefallen. Von einem solch niedrigen Niveau für langlaufende Anleihen können viele Schuldenstaaten in der Eurozone nur träumen: Italien beispielsweise musste Investoren am Mittwoch für weit kürzer laufende Papiere mit Fälligkeit 2019 eine Durchschnittsrendite von 4,3 Prozent zahlen.

Mit den superlangen Anleihen könnte Großbritannien zudem die durchschnittliche Laufzeit seiner Schuldtitel weiter nach oben treiben: Bereits jetzt liegt sie mit zehn Jahren relativ hoch.

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