Firmen sollten Bonität auch von Alt-Kunden prüfen

Firmen sollten Bonität auch von Alt-Kunden prüfen
Akuter Zahlungsausfall: Ein Fünftel der heimischen Baufirmen erhält für seine Leistung kein Geld.

Wenn ein Kunde in die Pleite schlittert, gibt es für Klein- und Mittelbetriebe meist ein böses Erwachen. Vor allem dann, wenn es ein wesentlicher, langjähriger Kunde ist, der seine Rechnung nicht bezahlt hat.

Firmen sollten Bonität auch von Alt-Kunden prüfen
"Die Forderungsausfälle bei kleinen und mittelständischen Unternehmen steigen, kleine Firmen sind mangels Risikomanagements am stärksten gefährdet", sagt Martin Beste von der R+V Versicherung Österreich. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die die Kreditversicherung R+ V in Auftrag gegeben hat. Zahlen Unternehmen verzögert, könne das schon ein Frühindikator für Liquiditätsprobleme sein, so Beste. Aus dem Zahlungsverzug wird dann schnell ein Zahlungsausfall, der massive Auswirkungen haben kann.

Ein Beispiel: Zahlt ein Kunde eine Rechnung in Höhe von 10.000 Euro nicht, muss das betroffene Unternehmen bei einer Umsatzrendite von vier Prozent rund 250.000 Mehrumsatz erwirtschaften, um den Verlust abzudecken.

"Wenn man von wenigen Großkunden abhängig ist, kann ein Forderungsverlust existenzbedrohend sein", sagt Gerhard Weinhofer von Creditreform.

Firmen sollten Bonität auch von Alt-Kunden prüfen
Walter Bornett ist Direktor der "KMU Forschung Austria"
Laut Walter Bornett von der KMU Forschung Austria sollte man eine betriebswirtschaftliche Grundregel immer beherzigen. "Man sollte nie mehr als 20 Prozent seines Umsatzes mit einem Kunden erwirtschaften", sagt Bornett. "Es wird auch zu wenig auf die Bonität der Kunden geschaut, vor allem bei langjährigen. Man verlässt sich darauf, dass das schon passen wird."

Außerdem sollten Unternehmer "dem gesunden Hausverstand folgen und möglichst viele Anzahlungen verlangen und Teilrechnungen legen". So rät Bornett vor allem Baufirmen, dass sie schon bei Auftragserteilung 30 bis 40 Prozent Anzahlung einfordern. Denn: Der heimische Bau ist am stärksten von Forderungsverlusten betroffen.

20 Prozent Ausfall

"Mehr als 20 Prozent der Baufirmen erhielten im Frühjahr 2015 für die von ihnen erbrachten Leistungen kein Geld, das ist eine Verdoppelung zum Vorjahr", sagt Creditreform-Experte Weinhofer. Die Zahlungsverweigerung wird oft mit angeblichen Baumängeln begründet. Dieser Missstand erklärt die vielen Konkurse am Bau. 470 Baufirmen gingen heuer schon pleite.

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