Privatbanken suchen neue Wege

Privatbanken suchen neue Wege
Tiefe Zinsen und neue Vorschriften der Aufsicht belasten die Erträge.

In den beiden Vorjahren waren US-Aktien die beste Veranlagungsklasse. In den Jahren 2010 und 2011 machten Veranlagungen in Gold das internationale Rendite-Rennen. Das Edelmetall kann allerdings auch glänzend untergehen. Vor zwei Jahren brockte Gold Verluste von mehr als 30 Prozent ein. 2012 und 2014 erwiesen sich Rohstoffe als die schlechteste Assetklasse. Die Beispiele zeigen, auf wie heftige Schwankungen man sich nicht nur an den Aktienbörsen gefasst machen muss. Die Zeiten, in denen die Buy-and-Hold-Strategie zum Ertrag führten, sind vorbei.

Privatbanken suchen neue Wege
"Aktiv gemanagte Produkte sind wichtiger denn je, und das über alle Assetklassen hinweg", ist Robert Zadrazil, Bank-Austria-Vorstand für das Private Banking, überzeugt. Er geht davon aus, dass im Niedrigzins-Umfeld das aktive Management der Veranlagung "mehr denn je relevant ist".

Für Vermögende, die zu wenig Zeit haben, um sich um die Bewegungen an den Finanzmärkten oder die Entscheidungen der Notenbanken zu kümmern, das Heft aber nicht ganz aus der Hand geben wollen, hat die Bank Austria ein neues Produkt entwickelt. Mit "Univers" wird der vermögende Kunde beraten und regelmäßig informiert, entscheidet über Einzelinvestments aber letztlich selbst. Im Hintergrund läuft ein Portfolio-Check mit. Vorteil dieser Variante: Der Kunde zahlt eine All-in-Fee als Jahrespauschale (ab einem Prozent des Depotvolumens). Mit der Fixgebühr "muss der Kunde nicht mehr darüber denken: was kostet mich das, was hat die Bank davon", so Zadrazil. Über das richtige Investment zu diskutieren gehe nur, wenn das Kostenthema vom Tisch sei. Zusatz: Ein Prozent Gebühr sei aus Sicht der Bank ein fairer Preis, bei dem sie schon noch etwas verdienen könnte.

Kostendruck

Die Zeiten fetter Gewinne sind für die Privatbanken in Österreich allerdings vorbei. Die vielen neuen Regeln der Aufsicht, vorgeschriebene Kontroll- und Meldesysteme verursachen enorme Kosten. Dazu kommt, dass das sichere Geschäft der Zinseinnahmen für die Cash-Haltung wegen der Mini-Zinsen fast wegfällt. "Verdienen mit dem Cash ist das Brot. Die Butter ist das Provisionsgeschäft", sagt Monika Jung, Chefin der Valartis Bank in Wien.

1,4 Milliarden Euro an Kundenvermögen verwaltet Valartis derzeit. Dass das viel zu wenig sei, um genügend zu verdienen, kann sie nicht nachvollziehen. Studien zufolge soll nämlich die Untergrenze für wirtschaftlich zu betreibendes Private Banking bei fünf Milliarden Euro liegen. "Das sind Zahlen, die auf Schweizer Daten basieren. Dort sind die Kosten aber viel höher, vor allem die Personalkosten", betont Jung. Die Frage sei zudem, welche Art von Kunden die Bank betreue. Sind es Investoren, die häufig kaufen und verkaufen oder langfristige Anleger? Auch davon hängen die Erträge ab. Sicher ist die Valartis-Chefin, dass weitere Privatbanken aus Österreich abziehen werden. Vontobel sowie Hauck und Aufhäuser haben dies schon getan.

Privatbanken suchen neue Wege
Auch Christian Ohswald, Chef des Wealth Management der Deutschen Bank in Österreich, ist überzeugt, dass es zu einer Konsolidierung kommen werde. "Durch die wachsenden Anforderungen der Regulierung entsteht Kostendruck", sagt er. Vier Milliarden Euro von 1500 reichen Kunden verwaltet die Deutsche Bank in Österreich. Ohswald sieht die Größe der Deutschen Mutterbank als wesentlichen Vorteil für das Private Banking. "Wir haben damit direkt Zugriff auf Informationen und Produkte aus allen Teilen der Welt", betont er. Ohswalds Vorgänger, Bernhard Ramsauer, ist indes Chef der Privatbank Semper Constantia geworden.

Kommentare