Finanzinvestoren kochen WMF ein
Heuer am 9. September wären es 128 Jahre gewesen. So viele Jahre hätte die Württembergische Metallwarenfabrik, kurz WMF, dann an der Stuttgarter Börse notiert. Dazu wird es allerdings nicht mehr kommen. Seit der außerordentlichen Hauptversammlung am Dienstag ist der Börsenrückzug des Küchenspezialisten beschlossene Sache.
Schon vor diesem für WMF geschichtsträchtigen Dienstag hatten die Finanzinvestoren KKR und Fiba rund 92 Prozent des Grundkapitals des Traditionsunternehmens unter ihre Kontrolle gebracht. Jetzt ging es nur noch darum, die restlichen Kleinaktionäre aus dem Unternehmen zu drängen – was im Börsen-Fachjargon squeeze out genannt wird. Das gelang auch. Sämtliche WMF-Aktien werden auf die Finedining Capital AG übertragen, die den beiden Finanzinvestoren KKR und Fiba gehört. Sämtliches Firmenvermögen wie auch die Mitarbeiter und die Schulden gehen auf die Holding über. Wirksam ist der Vertrag, wenn der Beschluss ins Handelsregister eingetragen ist. Dann wird WMF auch von der Börse genommen.
Kritik und Lob
Zu Beginn der außerordentlichen Hauptversammlung hatten sich einige Kleinaktionäre noch kämpferisch gegeben. „Wenn Sie mich als WMF-Aktionär entsorgen, werde ich nie wieder ein WMF-Produkt kaufen“, sagte einer von ihnen. Auch andere äußersten sich kritisch. Andere wiederum waren angesichts des Abfindungsgebots von 58,37 Euro je Aktie zufrieden und bezeichneten den Preis als „großzügig“.
Aus dem deutschen WMF-Konzern ist nun ein amerikanisch-österreichisches geworden. KKR ist ein US-Finanzinvestor, der an vielen Unternehmen beteiligt ist. In der Regel bleibt KKR ein paar Jahre an Bord und sucht dann einen gewinnträchtigen Ausstieg. Hinter dem zweiten Investor, der Fiba, steht der österreichische Unternehmer Andreas Weißenbacher, Chef und Hauptaktionär des Wasseraufbereits BWT. Weißenbacher wollte sich ursprünglich allein die Mehrheit an WMF sichern. Dann kamen ihm aber die Amerikaner in die Quere. Schließlich machte er mit KKR gemeinsame Sache.
Sparkurs
Laut den neuen Eigentümern soll der Rückzug von der Börse vor allem Kostenvorteile bringen. Schließlich müsse WMF keine regelmäßigen Finanzberichte mehr erstellen, keine großen Hauptversammlungen mehr veranstalten und die Einladungen an die Aktionäre verschicken. Die Notiz an der Börse selbst kostet schließlich auch. Der Küchenspezialist soll jetzt schlanker und schlagkräftiger werden. Dazu läuft bereits ein Umbauprogramm, das auch mit einem Abbau von Arbeitsplätzen verbunden ist. Rund zehn Prozent der 6000 Stellen werden wegfallen, allerdings auch durch den Verkauf von Unternehmensteilen.
Finanzinvestoren werden oft als Heuschrecken empfunden, die über Unternehmen herfallen und dann weiterziehen, wenn die Firmen ausgebeutet sind. Kritiker warnen davor, dass Ähnliches jetzt auch bei WMF passieren könnte. Die Konzerngewinne sind zuletzt zwar gesunken. Was aber wirklich verlockend ist, ist die hohe Eigenkapitalquote von fast 53 Prozent. Da könnten sich die neuen Eigentümer doch gleich einmal eine leckere Dividende auszahlen lassen, warnen Kritiker vor einem Ausbluten des Unternehmens.
Zur Geschichte von WMF
1853 wurde in Geislingen an der Steige die Metallwarenfabrik Straub & Schweizer gegründet. Anfangs gab es 16 Mitarbeiter. 1880 schloss man sich mit der Metallwarenfabrik Ritter & Co. aus Esslingen zu einer AG zusammen. Seit 1887 notierte WMF an der Börse Stuttgart.
Galvanisch versilberte Bestecke wurden seit 1889 produziert, Ende der 1920er-Jahre entwickelte WMF einen rostfreien und säure-resistenten Edelstahl. 1969 erfolge mit der Entwicklung der weltweit ersten vollautomatischen Kaffeemaschine der Einstieg in einen neuen Geschäftsbereich.
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