Finanzieller Totalschaden beim Autozulieferer HTI AG

Finanzieller Totalschaden  beim Autozulieferer HTI AG
Der jahrelange Leidensweg der Industrieholding endet nun in einem Sanierungsverfahren.

Der oberösterreichische Autoindustrie-Zulieferer und Leichtbau-Konzern HTI AG, der früher 1.500 Mitarbeiter an 15 Standorten beschäftigte, ist nur noch ein Schatten seiner selbst. Die börsennotierte Holding hat heute bloß eine operative Tochter. Diese Tochter Gruber & Kaja (200 Mitarbeiter) musste schon in der Vorwoche Insolvenz anmelden. Gestern, Donnerstag, folgte ihr die Mutter auf den Weg zum Konkursgericht.

Der Schuldenberg wird laut Creditreform mit 20,67 Millionen Euro beziffert, das freie Vermögen mit 1,13 Millionen Euro. Das Gros der Schulden (17,34 Millionen Euro) entfällt auf Haftungen für die Pleite-Tochter.

Dass der Rumpfkonzern nicht schon früher implodiert ist, ist ein Wunder. Denn die Talfahrt hält schon jahrelang an. Fast ohne Unterbrechung wurden an der „operativen und strategischen Neuausrichtung der Marktposition“, an der Refinanzierung durch neue Investoren und an der Stabilisierung der Ertragslage gebastelt – und es wurde viel Geld verbrannt. Dabei hat ein katarischer Staatsfonds 2015 über eine Finanzierungsgesellschaft 40 Millionen Euro der HTI zur Verfügung gestellt, in Form einer Murabaha-Vereinbarung, sprich einer Finanzierung nach islamischem Recht.

Der Millionenzuschuss ist im Schuldenberg nicht eingerechnet, weil diese Forderung nachrangig gestellt wurde. Ende 2017 haben die Oberösterreicher ihre Kunststoff-Spritzguss-Sparte an die deutsche Nanogate abgetreten, die HTI hat dafür 275.000 Nanogate-Aktien erhalten. Diese wurden wiederum dem Hauptfinanzierungspartner aus Katar verkauft. Die HTI soll im Gegenzug 14 Millionen Euro bekommen haben. Zuletzt konzentrierten sich die Oberösterreicher auf die Aludruckguss-Sparte und suchten einen neuen Investor.

Verhandlungen nicht erfolgreich

„Trotz intensiver Bemühungen konnten die Gespräche mit neuen potenziellen Investoren nicht erfolgreich beendet werden, und es konnte keine verbindliche Vereinbarung geschlossen werden“, teilt HTI dem Gericht mit.

Die HTI-Aktie notiert seit 2005 im Standard-Market Auction-Segment der Wiener Börse. Ihr Kurs ist eine einzige Tragödie. Innerhalb eines Jahres betrug der Verlust mehr als 71 Prozent.Rund 90 Prozent der HTI-Aktien werden von der Berliner HTI Investment gehalten, und diese soll laut Firmenangaben einem britischen Private-Equity-Fonds gehören.

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