Finanz-Crash bei Ungarns Airline Malev

Finanz-Crash bei Ungarns Airline Malev
Leere Kassen, zwei Flugzeuge konfisziert: Die ungarische Malev bleibt am Boden, nachdem die EU Beihilfen untersagte.

Für Mihaly Hardy, Sprecher des Flughafens in Budapest, ist die Situation „komisch, aber unter Kontrolle“: Seit Freitag sechs Uhr Früh müssen die Flugzeuge der staatlichen ungarischen Fluggesellschaft Malev am Boden bleiben. Die Airline, die 2010 rund 76 Mio. Euro Verlust schrieb, ist pleite. „Malev versucht aktuell, Unterkünfte für die Transferpassagiere zu organisieren“, erzählt Hardy dem KURIER. Mehrere hundert Passagiere würden sich in langen Schlangen anstellen, um an Geld für ihre nicht gelösten Tickets zu gelangen.

Zwar flog die Malev bereits seit geraumer Zeit nicht nach Wien, dennoch versuchen offenbar einige Passagiere, nun über Wien ihre Destination zu erreichen: AUA-Sprecher Michael Braun erzählt von einer großen Nachfrage für die Abendmaschine nach Wien: „Wir können bei Bedarf flexibel reagieren“, meint er, vorerst setze man größere Flugzeuge (eine Fokker 100) ein. Auch Lufthansa oder Air Berlin stockten Flüge auf.

Die Lage der Malev hatte sich zuletzt dramatisch zugespitzt: Am 9. Jänner verdonnerte die EU die Airline zur Rückzahlung von 343 Mio. Euro an Förderungen, die sie zwischen 2007 und 2010 erhalten hatte. Begründung: Die Regierung hätte Kredite und Zahlungsaufschub zu Bedingungen gewährt, die Malev auf dem freien Markt nicht erhalten hätte. Daraufhin lagen bei Lieferanten die Nerven blank, jeder wollte Geld im Voraus sehen. „Das hat den Cash-Abfluss derart beschleunigt, dass die Situation der Airline unhaltbar wurde“, hieß es am Freitag.

Laut Premier Viktor Orban wurden zwei der 22 geleasten Malev-Flugzeuge wegen offener Rechnungen in Israel und Irland am Abflug gehindert. „Wir haben versucht, Malev so lange wie möglich am Leben zu halten“, meinte Orban. „Aber wir mussten stoppen, da sonst unsere Flugzeuge im Ausland beschlagnahmt worden wären.“

Überkapazitäten

Die Airline wurde seit der Wende 1989 bereits zwei Mal privatisiert und wieder verstaatlicht. Fusionsgespräche mit der chinesischen Airline Hainan Airlines scheiterten im Vorjahr. Wie es für die 2600 Mitarbeiter weitergeht, ist fraglich. Premier Orban schloss einen Neustart nicht aus, meinte aber, die Investoren würden bei der Malev „nicht Schlange stehen“.

Schließlich kämpft die Branche derzeit mit Überkapazitäten: Erst am Montag musste die Spanair, die der Regierung in Barcelona gehört, Insolvenz anmelden. Bei der Czech Airlines mussten 2011 Hunderte Mitarbeiter gehen, die polnische LOT steht zum Verkauf. Einen Eigentümerwechsel gibt es auch bei der Vorarlberger InterSky: Die deutsche Intro Aviation kauft 51 Prozent.

Kommentare