Finabro: Brücke über die Kursschlucht

Start-up baut eine "Brücke", wenn Kurse stürzen.
Das Start-up Finabro will Anleger vor heftigen Abstürzen schützen.

"Bist du ein Gambler?" Als Søren Obling vor gut drei Jahren seine damals 65-jährige Mutter zur Anlageberatung begleitete, war er schockiert, wie der Bankmitarbeiter agierte. "Kein Gambler, also ein Gürtel- und Hosenträgertyp?" Und: "Für bis zu drei Jahre oder länger?" Rendite vor oder nach Kosten? Keine Ahnung. Das war es, mehr habe es nicht zur Erklärung gegeben, erinnert sich der gebürtige Däne. Bei einer zweiten dänischen Bank sei es genauso grottenschlecht zugegangen. In Österreich hat Obling in der Finanzberatung "auch Erfahrungen gemacht, die grenzwertig fahrlässig waren". Obling stellte auch fest: "Viele Produkte sind nicht gut, weil die Kosten zu hoch sind.".

Technik-affin war Obling schon lange, oft war er beruflich im Silicon Valley, fünf Jahre lang war er im Managementteam des Wiener Computertechnik-Unternehmens TTTech. Langsam reifte die Idee, Anlegern eine digitale Plattform zu bieten. 2016 war es dann soweit: Gemeinsam mit Oliver Lintner im Bild rechts) gründete er ein Start-up mit dem Namen "Finabro" (Finanzbrücke, Bro heißt im Dänischen Brücke). Vergangenen Sommer ging die Plattform live.

Finabro: Brücke über die Kursschlucht
FINABRO Gründer Søren Obling und Oliver Lintner

Finabro (www.finabro.at) sieht sich als ersten digitalen Berater in Österreich, als "neuen Weg zum Sparen", sagt Obling. Je nach Anlagehorizont und Risikotoleranz stehen dem Anleger zehn Risikostufen zur Auswahl – je höher das gewählte Risiko, desto höher der Aktienanteil. Auch Staats- und Unternehmensanleihen und Geldmarktprodukte kommen zum Einsatz. Um die Kosten gering zu halten, werden ausschließlich passiv gemanagte Fonds eingesetzt (im Fachjargon Indexfonds oder ETFs genannt). Als Kosten fallen 1,0 bis 1,2 Prozent der veranlagten Summe pro Jahr an.

Risiko abfedern

Und warum Bro für Brücke? "Weil wir große Krisen abfedern", beschreibt Obling. Stürzen die Börsenkurse, wird quasi eine Brücke über die Schlucht gebaut, indem das Aktienrisiko aus den Portfolios genommen wird. Bei positiver Kursentwicklung werden wieder mehr Aktien zugekauft. Als Nachteil solcher Trendfolgemodelle nennt Obling: "In guten Zeiten werden wir schlechter performen, in schlechten Zeiten aber besser."

Via Finabro können sich Anleger auch für fondsgebundene Versicherungen entscheiden. Als Vater einer vierjährigen Tochter ist Obling auch "die Kindervorsorge ein Herzensthema" (ab 25 Euro pro Monat). Künftig will das junge Unternehmen mit aktuell fünf Mitarbeitern auch betriebliche Vorsorge anbieten. Im Hintergrund arbeitet Finabro mit der Grawe-Bankengruppe und der Helvetia Versicherung zusammen. "Diese Old School muss sein, aber da hört’s dann auch schon auf. Der Abschluss passiert vollautomatisch", betont Obling.

Bei einer Investmentrunde im Juni hat das digitale Beratungsunternehmen 600.000 Euro bekommen (400.000 davon von der UNIQA). Ohne enorme Expansionsschritte ist Finabro damit bis Ende 2018 ausfinanziert.

Kommentare