Aufruf zum großen Bankenkehraus in Osteuropa

In der Ukraine wackeln 38 Prozent der Kredite.
Werden die faulen Kredite nicht bereinigt, kommen Kreditvergabe und Wachstum nie in Gang.

Allmählich verlieren die großen Finanzinstitutionen die Geduld. Die Banken müssten endlich die faulen Kredite in Osteuropa abschreiben, fordert Piroska Nagy, Ökonomin der europäischen Entwicklungsbank EBRD: "Sonst kommen die Kreditvergabe und das Wachstum nie in Gang." Mit acht oder neun Prozent ausfallsgefährdeten Krediten komme man zurande. Anders sei das bei Ländern, wo jeder fünfte Kredit nicht mehr bedient werden kann, sagte Nagy am Rande der EBRD-Tagung in Warschau zum KURIER. Besonders dramatisch sei die Lage am Balkan. Zum Vergleich: In der Ukraine wackeln 38 Prozent der Ausleihungen, in Albanien 24 Prozent, in Slowenien, Rumänien und Serbien 21 bis 22 Prozent.

Plafond erreicht

Aufruf zum großen Bankenkehraus in Osteuropa
Director for Country Strategy and Policy - OCE, EBRD, Pirsoka Nagy
Was tun mit den Problemfällen? Daran scheiden sich die Geister. "Wir arbeiten intensiv mit unseren Kunden an Lösungen. Damit sind phasenweise mehr Mitarbeiter beschäftigt als mit dem Neugeschäft", sagte Raiffeisen-Analyst Gunter Deuber. "Genau das ist das Problem!", kontert Nagy. Sie plädiert dafür, die Problemkredite abzuhaken oder zu verkaufen. Das radikale Vorgehen hat eine Kehrseite: Es reißt Löcher in die Bankbilanzen und treibt Kunden in die Pleite. Dafür gibt es die Hoffnung, dass die Konjunktur danach rascher anzieht. Zumindest steigen die Kreditausfälle in Osteuropa nicht mehr: Sie haben sich 2013 bei 9 Prozent stabilisiert. Die befürchtete Flucht der West-Banken aus der Region hat nicht stattgefunden.

Eine Raiffeisen-Studie zeigt: Die Banken hielten ihr Engagement im Summe stabil, es wurde aber verlagert: Polen und Tschechien stehen auf der Gewinnerseite, dafür wurde das Risiko in der Ukraine seit 2007 um 40 Prozent zurückgefahren. Auch in Russland standen ausländische Institute seit Jahren eher auf der Bremse. "Das macht sich jetzt bezahlt", sagt Deuber. Falls die Krise nicht eskaliert, erwartet er in Russland weiterhin Gewinne. In der Ukraine müsse sich der Sektor auf zwei Verlustjahre gefasst machen.

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