1. „Ausländerbranchen“
Der Begriff ist veraltet, „die“ Ausländerbranche gibt es nicht mehr. Der gesamte Arbeitsmarkt ist in den vergangenen Jahrzehnten durch EU-Beitritt und Globalisierung europäischer, ja internationaler geworden. Zahlenmäßig die Mehrheit stellen die Ausländer aktuell in der Landwirtschaft (Erntehelfer), Reinigung und Gastronomie. Der Tourismus hätte mit den Inländern nur die Hälfte seines – saisonal schwankenden – Personalstandes. In der Forschung hat fast jeder Dritte keinen österreichischen Pass, im Erziehungs- und Bildungsbereich sind es 22 Prozent, in Handel und Industrie 20.
2. Neue Herkunftsländer
Den stärksten Zuzug gab es zuletzt aus Ungarn und Rumänien. Seit vollständiger Öffnung des Arbeitsmarktes Anfang Juli steigt wie erwartet die Zahl der kroatischen Arbeitskräfte. Als Ausländergruppe haben sie mit 38.000 Beschäftigten inzwischen die Slowaken überholt. Zu beachten: Viele ausländische Staatsbürger, vor allem aus Ex-Jugoslawien, leben seit Jahren in Österreich. Einen Verdrängungseffekt am Arbeitsmarkt sehen Experten vor allem zwischen neuen, besser qualifizierten Migranten und im Land befindlichen älteren Ausländern.
3. Regionale Unterschiede
Durch die Ost-Öffnung stieg der Arbeitskräfte-Zuzug in den östlichen Bundesländern überdurchschnittlich. Im Burgenland ist aktuell jeder vierte Beschäftigte Nicht-Österreicher. Wien kommt auf eine Ausländerquote von 28 Prozent. In der Bundeshauptstadt gibt es sowohl die größte Nachfrage nach geringen bzw. mittleren Qualifikationen als auch nach Hochqualifizierten.
4. Arbeitslosenrisiko
Generell haben Migranten ein höheres Arbeitslosenrisiko als Inländer. Sie sind tendenziell schlechter qualifiziert (Deutsch-Kenntnisse), arbeiten häufiger in Saisonbranchen oder nehmen schlecht bezahlte Hilfsjobs an, für die sich kein heimischer Bewerber findet. Aktuell beträgt die Arbeitslosenquote 13,8 gegenüber 7,8 bei Inländern.
5. Solo-Selbstständige
Zur Beschäftigten-Statistik müssen die mehr als 100.000 Selbstständigen gezählt werden, darunter ca. 60.000 – zum Großteil weibliche – Pflegekräfte in der 24-Stunden-Betreuung. Diese Dienstleistung wäre ohne regelmäßig pendelnde Slowakinnen und Rumäninnen unter den aktuellen Rahmenbedingungen nicht möglich.
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