Fachkräftezentrum: So will Wien gegen den Personalmangel vorgehen

Fachkräftezentrum: So will Wien gegen den Personalmangel vorgehen
In Wien will man die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte erhöhen. Gemeinsam mit Stadt, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer Wien, ÖGB, AMS und Industriellenvereinigung wurde ein Fachkräftezentrum entwickelt.

Die Stadt Wien hat im Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmerförderungsfonds (waff) ein Fachkräftzentrum eingerichtet. Es soll dazu dienen, die wichtigsten Player in Sachen Arbeitsmarkt an einen Tisch zu bringen - um gemeinsam den Bedarf zu analysieren und Problemlösungsstrategien zu entwerfen bzw. zu koordinieren. Entwickelt wurde das Zentrum gemeinsam von Stadt, Arbeiterkammer, Wirtschaftskammer Wien, ÖGB, Industriellenvereinigung, Bildungsdirektion, Wirtschaftsagentur und AMS.

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Ziel ist, die Verfügbarkeit qualifizierter Arbeitskräfte zu erhöhen, wie am Dienstag in einer Pressekonferenz mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) betont wurde. Aus der gemeinsamen Grundlagenarbeit der Projektpartner gingen bereits Handlungsfelder für den Zeitraum bis 2025 hervor. Konkret wurden Digitalisierung, Ökologisierung und kommunale Daseinsvorsorge als Schwerpunkte genannt.

5.800 Fachkräfte fehlen in Wien in der IT 

Laut Ludwig fehlen alleine im Bereich IT in Wien rund 5.800 Fachkräfte. Im Bereich Umwelt gebe es wiederum Herausforderungen bei der gewünschten Umsetzung von Maßnahmen wie dem Photovoltaikausbau. Denn auch für die Montage der Anlagen seien Fachleute notwendig, gab er zu bedenken. Um im Bereich Digitalisierung aufzuholen, ist die Errichtung einer neuen HTL geplant. Hier gebe es in Wien großen Bedarf, hieß es. Jährlich müssten 800 Interessenten in den bestehenden Schulen abgelehnt werden.

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Die neue HTL soll laut dem stellvertretenden Direktor der Wiener Wirtschaftskammer, Alexander Biach, als Privatschule mit Öffentlichkeitsrecht geführt werden. Aktuell gebe es dazu Gespräche mit Partnern wie der Stadt. Der Standort ist noch offen, der Start könnte im Schuljahr 2027/2028 erfolgen.

Prinzipiell sendet der Wiener Arbeitsmarkt laut Stadt positive Signale. 2023 waren im Jahresdurchschnitt rund 915.000 Personen in der Bundeshauptstadt unselbstständig beschäftigt. Das waren 1,9 Prozent mehr als 2022. Im vergangenen Jahr ist sich laut Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO) auch zumindest ein kleines Plus in Sachen Bruttowertschöpfung ausgegangen. 

Für 2024 wird für Wien ein Wirtschaftswachstum von 1,3 Prozent erwartet. Die Wiener Wirtschaft soll damit heuer laut den heute präsentierten Prognosen schneller wachsen als jene im gesamten Land.

Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer steigt

Zugleich ist der Abschwung aber auch am Arbeitsmarkt angekommen, wie Wirtschafts- und Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) erläuterte. Wien habe sich gut gehalten, versicherte er. Jedoch: Die Zahl der Arbeitslosen und Schulungsteilnehmer steigt. Die Arbeitslosigkeit in Wien lag zuletzt auch über Vergleichswerten von 2019. Während die Arbeitslosigkeit bei den über 50-Jährigen aktuell sinkt, ist vor allem in der Gruppe der 15- bis 24-Jährigen ein Anstieg zu verzeichnen.

Arbeiterkammerpräsidentin Renate Anderl beklagte, dass die Weiterbildung in den Betrieben zuletzt zurückgegangen ist. Beschäftigte sollten jedoch auch im Unternehmen die Chance erhalten, sich fortzubilden. Dies würde mithelfen, den Fachkräftemangel zu reduzieren, zeigte sie sich überzeugt.

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