Fachkräftemangel wird für Mittelstand immer bedrohlicher

Fachkräftemangel wird für Mittelstand immer bedrohlicher
Laut EY-Studie finden 83 Prozent der heimischen mittelgroßen Unternehmen kein geeignetes Personal.

Der Mangel an Fachkräften wird in Österreich immer größer. Der Anteil der Betriebe, die laut eigener Aussage große Probleme bei der Rekrutierung von Fachkräften haben, liegt seit 2018 gleichbleibend bei 30 Prozent – 2015 waren es noch 15 Prozent.

Weitere 53 Prozent geben an, dass ihnen die Suche nach qualifizierten Mitarbeitern „eher schwer“ fällt. Das sind Ergebnisse der Studie „Fachkräftemangel im österreichischen Mittelstand“ des Beraters EY. Dafür wurden österreichweit 900 mittelständische Unternehmen mit 30 bis 2000 Mitarbeitern befragt.

„Die Wirtschaft boomt weiterhin, die Konsumbereitschaft ist groß und die österreichischen Unternehmen haben volle Auftragsbücher. Die Zeichen für 2019 stehen wie auch 2018 auf Wachstum“, sagt Erich Lehner, Managing Partner Markets bei EY Österreich und verantwortlich für den Bereich Mittelstand. „Allerdings setzt die Situation auf dem Arbeitsmarkt dem Wachstum Grenzen. Regional herrscht in Österreich teilweise Vollbeschäftigung, gut ausgebildete Fachkräfte können sich ihren Arbeitgeber längst aussuchen. Gerade kleinere Unternehmen, die mit bekannteren, börsennotierten Unternehmen um Arbeitskräfte buhlen, können dadurch Stellen oft nur mühsam oder gar nicht besetzen.“

Umsatzminus

Der leergefegte Arbeitsmarkt macht nicht nur den Personalabteilungen zu schaffen – er kostet die Unternehmen laut Erhebung auch viel Geld. Vier von zehn Unternehmen aus dem Mittelstand beklagen Umsatzeinbußen aufgrund des Fachkräftemangels. Fünf Prozent verlieren durch den Fachkräftemangel gar mehr als fünf Prozent ihres Jahresumsatzes.

Besonders gravierend sind die Folgen des Fachkräftemangels in der Immobilienbranche und im Bereich Transport und Verkehr: 16 Prozent der heimischen Immobilien- und 15 Prozent der Transportunternehmen büßen mehr als fünf Prozent Umsatz ein, je weitere 41 Prozent bis zu fünf Prozent.

Regionales Gefälle

Zudem gibt es ein regionales Gefälle: Am kritischsten ist der Fachkräftemangel bei Unternehmen in Vorarlberg, Oberösterreich und in der Steiermark. Am besten ist die Situation noch in Wien.

Zahlreiche Firmen müssen mangels geeigneter Fachkräfte Stellen unbesetzt lassen. Das betrifft insbesondere die Produktion: Jedes vierte Unternehmen lässt in diesem Bereich Positionen unbesetzt. Im Marketing oder Vertrieb müssen immerhin noch 14 Prozent der Unternehmen Stellen offenlassen und Positionen im Bereich IT/EDV bleiben bei zwölf Prozent der Betriebe unbesetzt. „Es gibt innerhalb Österreichs keine Branche und keinen Ort mehr, der vom Fachkräftemangel verschont bleibt“, beobachtet Lehner. „Die Unternehmen müssen erfinderischer werden, um wirklich auch jedes Potenzial zu nutzen.“

Asylwerber ausbilden

Eine Möglichkeit ist, die neuen flexibleren Arbeitszeiten zu nutzen; die andere wäre die Ausbildung von Asylwerbern. Bereits 19 Prozent der mittelständischen Unternehmen in Österreich beschäftigen asylberechtigte Flüchtlinge, weitere 42 Prozent würden welche beschäftigen. Dementsprechend befürwortet auch eine große Mehrheit der mittelständischen Betriebe Lehrstellen für Asylwerber: 52 Prozent sagen ja, 25 eher ja.

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