Sohn von EZB-Chefin verspekuliert sich mit Kryptowährungen

EZB-Präsidentin Christine Lagarde
Christine Lagarde gilt als Kritikerin von Cyberdevisen. Bitcoin stieg am Freitag auf den höchsten Kurs seit 18 Monaten.

Selbst diejenigen, die es eigentlich besser wissen müssten, sind nicht vor Spekulationsverlusten mit Kryptowährungen gefeit: EZB-Präsidentin Christine Lagarde räumte am Freitag in Frankfurt ein, dass einer ihrer beiden Söhne sich mit Cyberdevisen verzockt hat. "Er hat mich königlich ignoriert, was sein Privileg ist", sagte sie. Lagarde gilt als scharfe Kritikerin von Cyberdevisen. "Er hat fast alles Geld verloren, das er investiert hat."

➤ Mehr lesen: Wie man sich vor Krypto-Betrug schützen kann

Es sei nicht viel Geld gewesen, er habe rund 60 Prozent verloren. "Als ich dann ein weiteres Gespräch mit ihm darüber führte, akzeptierte er widerwillig, dass ich recht hatte", merkte sie an. Welcher ihrer Söhne, die beide über 30 Jahre alt sind, sich verspekuliert hat, sagte die Notenbankchefin nicht.

"Wie Sie sehen können habe ich eine sehr geringe Meinung von Kryptos", merkte Lagarde an. Jeder habe das Recht, sein Geld dort zu investieren, wo er möchte. Und jeder dürfe so viel spekulieren, wie er wolle. Aber sie fügte hinzu: "Niemand sollte das Recht haben, an kriminell sanktionierten Handel und Geschäften teilzunehmen." Lagarde hatte sich in der Vergangenheit stets für eine starke Regulierung von Cyberdevisen ausgesprochen, um Verbraucher zu schützen und kriminelle Aktivitäten wie Geldwäsche und Terrorfinanzierung zu verhindern.

Die Europäische Union (EU) hatte sich im vergangenen Jahr als erste große Wirtschaftsregion auf eine Regulierung von Kryptowährungen verständigt. Das Regelwerk mit dem Namen "Markets in Crypto Assets" (MiCA) trat diesen Juni in Kraft. Die komplette Umsetzung der Verordnung dauert voraussichtlich aber noch bis Ende 2024. Aus Sicht von Lagarde sollte die MiCA-Regulierung nur ein erster Schritt sein. Sie hatte wiederholt für eine globale Regulierung von Cyberdevisen argumentiert.

Bitcoin steigt auf 38.000 Dollar

Indes überstieg der Kurs der ältesten und bekanntesten Kryptowährung Bitcoin erstmals seit eineinhalb Jahren die Marke von 38.000 US-Dollar (knapp 34.900 Euro). Auf der Handelsplattform Bitfinex wurden in der Spitze 38 016 Dollar markiert. Das ist der höchste Stand seit Mai 2022. Auch andere Digitalwerte wie die nach Marktwert zweitgrößte Kryptowährung Ether legten zu.

  Die Kurszuwächse von Bitcoin und Co erfolgen in einem eigentlich eher ungünstigen Marktumfeld. So hat unlängst die große Handelsplattform Binance Verstöße gegen Geldwäschegesetze zugegeben und in einem Vergleich eine milliardenschwere Strafe gezahlt. Ähnlich wie der spektakuläre Zusammenbruch der großen Plattform FTX vor etwa einem Jahr hat der Vorfall den ohnehin angekratzten Ruf der Kryptoszene zusätzlich beschädigt.

  Digitalwährungen profitieren jedoch seit einiger Zeit von zwei anderen Entwicklungen: Zum einen scheint in den USA die Zulassung eines auf Bitcoin basierenden ETF-Fonds bevorzustehen. Seit Wochen sorgt die Erwartung unter Kryptofans für Vorfreude und tendenziell steigende Kurse. Denn mit der Zulassung wird eine höhere Nachfrage nach Bitcoin verbunden.

➤ Mehr lesen: Inflation geht stetig zurück

  Hinzu kommt die Prognose, dass die großen Zentralbanken mit ihren Zinsanhebungen am Ende angelangt sein könnten. Insbesondere die US-Notenbank Federal Reserve derzeit macht keine großen Anstalten, ihren Inflationskampf mit weiteren Zinsstraffungen fortzusetzen. Die Entwicklung kommt riskanten Anlagen wie Digitalwährungen zugute, weil verzinsliche Wertpapiere wie Staatsanleihen in einem Umfeld stabiler Zinsen nicht noch lukrativer werden.
 

Kommentare