EZB kauft Staatsanleihen - Was bedeutet das?

Irmgard Kischko erläutert die EZB-Maßnahmen. Warum das Ganze und welche Effekte sind zu erwarten?

Die Europäische Zentralbank (EZB) läutet eine neue Ära in der Eurozone ein. Heute begann sie mit ihrem großangelegten Kauf von Staatsanleihen. 60 Milliarden Euro will die Notenbank auf diesem Weg in die Märkte pumpen - pro Monat und das mindestens bis September 2016. Das Billionen-Programm soll die Wirtschaft im Euroraum ankurbeln und die zuletzt gefährlich niedrige Inflation anheizen.

Wie das in der Praxis abläuft, erklärt KURIER Wirtschaftsredakteurin Irmgard Kischko im Video (siehe oben).

Quantitative Lockerung

Für ihr neuestes Anti-Krisen-Paket erzeugt die EZB frisches Geld und kauft damit Wertpapiere. Fachleute nennen dies quantitative Lockerung oder schlicht "QE" ("Quantitative Easing"). EZB-Präsident Mario Draghi hatte die Märkte seit Monaten darauf vorbereitet, im Jänner gab der EZB-Rat mit breiter Mehrheit Grünes Licht - gegen den Widerstand etwa des deutschen Bundesbankpräsidenten Jens Weidmann.

Das frische Geld kommt im Idealfall über die Geschäftsbanken, denen die Zentralbank Anleihen abkaufen will, in Form von Krediten bei Unternehmen und Verbrauchern an. Das könnte Konsum und Investitionen anschieben und so die maue Konjunktur in Schwung bringen. Denn die Wachstumsaussichten für den Euroraum sind nach wie vor bescheiden.

Erste Auswirkungen

Erste Auswirkungen der Maßnahme zeigten sich schon am Montagvormittag: Die Kurse von deutschen Bundesanleihen zogen an, die Rendite zehnjähriger deutscher Staatsanleihen fiel im Gegenzug um 0,03 Prozentpunkte auf 0,36 Prozent. Etwas stärker waren die Bewegungen in Belgien, Frankreich, Finnland, Österreich und den Niederlanden. Dort liegen die Renditen jedoch etwas höher als in Deutschland. In Österreich zum Beispiel bei 0,46 Prozent.

Was bedeutet die Geldschwemme für Verbraucher?

  • Der schwache Euro begrenzt die Effekte gesunkener Ölpreise, weil Rohöl und Benzin international in Dollar gehandelt werden. Mit anderen Worten: Wäre der Euro stärker, wäre Sprit billiger.

  • Reisen in Nicht-Euroländer wie die Schweiz oder die USA werden durch einen weicheren Euro ebenfalls teurer.

  • Solange das milliardenschwere Programm läuft, wird die EZB die Leitzinsen nicht erhöhen. Sparer müssen also noch eine ganze Weile mit niedrigen Zinsen rechnen.

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