EZB-Auftrag: Lagarde will „jeden Stein umdrehen“

EZB-Chefin Christine Lagarde, Vizepräsident Luis de Guindos
Die strategische Überprüfung der EZB-Methoden und Ziele soll im Jänner starten und bis Ende 2020 beendet sein.

Ihr Amt als Präsidentin der Europäischen Zentralbank in Frankfurt hatte Christine Lagarde schon mit 1. November angetreten. Ihr Auftritt am Donnerstag wurde dennoch mit Spannung erwartet: Die Pressekonferenz nach der Zinssitzung ist für die EZB-Spitze das wichtigste Forum, um ihren Geldkurs zu erklären. Jedes Wort wird da auf die Goldwaage gelegt.

„Jeder hat seinen eigenen Kommunikationsstil“, sagte Lagarde und bat, einzelnen Formulierungen kein übergroßes Gewicht beizumessen.

Prüfung ist „überfällig“

Das war fast übervorsichtig, denn an jenen Pflöcken, die Vorgänger Mario Draghi eingeschlagen hatte, wurde ohnehin nicht gerüttelt. Die Zinsen im Euroraum bleiben auf dem Rekordtief und das noch für lange Zeit. Dasselbe gilt für die mit November gestarteten Wertpapierkäufe von 20 Milliarden Euro monatlich.

Erklären ist Sache der Chefin

Was sich auch nicht verändert hat: Dem EZB-Vizepräsidenten Luis de Guindos, ihrem „lieben Freund“, blieb wie schon bei Draghi nur die Rolle des stillen Beisitzers. Er kam kein einziges Mal zu Wort; Erklären der Geldpolitik ist Sache der Chefin. Und in die Verlegenheit, auf eine Frage keine Antwort zu wissen, ließ sich die französische Ex-Finanzministerin und Währungsfonds-Chefin gar nicht erst bringen.

Viel Raum, aber wenige Details waren der Überprüfung der EZB-Strategie gewidmet. Daran sei nichts Ungewöhnliches, nach 16 Jahren sei diese „überfällig“. Starten soll es im Jänner und bis Ende 2020 beendet sein. Dabei werde „jeder Stein umgedreht“.

Ob sich die Definition von Preisstabilität („unter, aber nahe bei zwei Prozent“) ändert, ist offen. Es gebe „keine vordefinierte Landezone“. Explizit erwähnte Lagarde den Technologiewandel, die Klimakrise und die steigende Ungleichheit.

Im zuletzt eher zerstrittenen EZB-Rat will Lagarde für „so viel Konsens wie möglich“ sorgen und die Kollegen intensiv einbinden. Dass sich nicht immer alle einig sind, sei aber normal.

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