Bisweilen hat die Corona-Krise auch positive Auswirkungen auf heimische Wirtschaftsbereiche. Im vergangenen Jahr war erstmals der Wert der ins Ausland verkauften Lebensmittel um rund 10 Mio. Euro höher als der der importierten Lebensmittel.
Insgesamt wurden Nahrungsmittel um 12,8 Mrd. Euro ins Ausland verkauft. Die Landwirtschaft und die Verarbeitungsbetriebe hätten in Corona-Zeiten eine „Meisterleistung“ vollbracht, so die Erklärung von AMA-Marketing-Chef Michael Blass für die positive Handelsbilanz bei Agrarwaren und Lebensmitteln.
Es gibt aber auch noch andere Gründe für die Steigerung der Exporte um 3,9 Prozent. Wegen des Lockdowns in der Gastronomie wurde mehr zu Hause gegessen. Daher sind die Umsätze im Lebensmitteleinzelhandel gestiegen. Das war nicht nur in Österreich so, sondern auch in anderen EU-Staaten. Heimische Exporteure, die etwa deutsche Supermärkte beliefern, konnten daher mehr verkaufen.
Schlechte Statistik
Genaue Zahlen gibt es dazu nicht, weil in der Statistik nicht aufgelistet wird, wie hoch der Anteil der Nahrungsmittelexporte ist, die an den Einzelhandel gehen. Ob es sich bei den Exportzuwächsen um eine nachhaltige Entwicklung handelt, wird sich erst nach dem Ende der Corona-Krise zeigen. Auch der Anteil der Bioprodukte an den Exporten wird nicht ermittelt.
Der nach wie vor mit Abstand wichtigste Exportmarkt mit mehr als einem Drittel des Gesamtvolumens ist Deutschland. Die Exporte heimischer Unternehmen sind um 6,2 Prozent gestiegen. Auf Platz zwei liegt Italien gefolgt von den USA. Wenn sich der bisherige Trend fortsetzt, werden die USA in den kommenden Jahren Italien überholen.
Am Beispiel Deutschland lässt sich zeigen welche Nahrungsmittel vor allem exportiert werden. Die größte Warengruppe sind Milchprodukte. Die AMA hat erst kürzlich versucht, mit Marketing-Aktionen den Verkauf von Käse aus Österreich beim nördlichen Nachbarn zu steigern. Zu den beliebten Nahrungsmitteln gehören auch Wurst, Schinken und Speck sowie Obst und Gemüse. Ein weiterer Nachteil der Exportstatistik ist, dass Energiedrinks wie Red Bull nicht extra ausgewiesen werden. Es gibt Staaten, bei denen Red Bull einen beträchtlichen Teil des aus Österreich importiertes Warenwertes ausmacht.
Historisches Minus
Die gesamte Außenhandelsbilanz für 2020 fällt freilich tiefrot aus. Laut Zahlen der Nationalbank (OeNB) brachen die Exporte infolge der Covid-19-Pandemie ebenso wie die Importe um 15 Prozent ein. Die Leistungsbilanz ergab erneut einen Überschuss von 9,5 Mrd. Euro bzw. 2,5 Prozent des BIP, da sowohl der Güterhandel (+5,3 Mrd. Euro) als auch der Reiseverkehr (+8,0 Mrd. Euro) positiv bilanzierten.
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