Experten: "Steuersystem vereinfachen"

Experten: "Steuersystem vereinfachen"
Eine Expertengruppe fordert die Senkung der Abgaben der Arbeitnehmer. Damit soll der Mittelstand entlastet und der Wirtschaftsstandort aufgewertet werden.

Österreich ist in der Fiskalpolitik im internationalen Vergleich grottenschlecht." Zu diesem Schluss kommt Robert Kremlicka, Partner des Beratungsunternehmens A.T. Kearney. Laut der Schweizer IMD Business School liegt Österreich in diesem Bereich von 59 untersuchten Ländern nur auf Platz 56, im Gesamtranking nur auf Platz 21. Kremlicka: "Wir müssen zurück in die Top 10, sonst können wir uns unsere Sozialstandards nicht leisten."

Besonderer Handlungsbedarf herrsche bei den Faktoren "Steuern und Abgaben" sowie "Arbeitskosten", stellten er und weitere Fachleute im Rahmen des Projekts "Unternehmen Österreich 2025" fest (siehe Artikelende). "Der Eingangssteuersatz ist viel zu hoch", sagt Peter Grüner, Steuerberater und Partner bei Deloitte. Die Gruppe fordert die Absenkung der Lohnsteuer von 36,5 auf 25 Prozent für Einkommen ab jährlich 11.000 Euro bis zum Beginn des Spitzensteuersatzes (derzeit 60.000 Euro). "Der Mittelstand wäre der Gewinner", glaubt Bernhard Gröhs, ebenfalls Partner bei Deloitte und Leiter der Expertengruppe.

Aber auch für die Bestverdiener soll es Erleichterungen geben. Der Spitzensteuersatz von 50 Prozent sei zu hoch (38 Prozent im europäischen Durchschnitt) und die Bemessungsgrundlage zu tief angesetzt. "In Deutschland beginnt er erst bei 300.000 Euro." Die Gruppe fordert die Absenkung auf 44 Prozent.

13./14. Gehalt

Die Experten würden auch gerne das 13. und 14. Gehalt, das nur mit sechs Prozent besteuert ist, abschaffen und die Begünstigung in die Gesamtberechnung einfließen lassen. "Unterm Strich sinkt ja die Abgabenquote trotzdem." Ziel sei es, die Belastungsquote (inklusive Sozialabgaben) von derzeit im Durchschnitt 43 auf unter 40 Prozent zu drücken. Das Steuersystem soll zudem durch eine einheitliche Dienstgeberabgabe (alle Steuern an das Finanzamt abführen)

vereinfacht werden. "Spätestens dann stellt sich die Frage, ob man noch so viele Sozialversicherungen braucht", sagt Gröhs.

Eine schlankere Verwaltung, die Streichung von Steuerbegünstigungen (etwa Pauschalierungen) und eine Anhebung der Grundsteuer (mit begleitenden Maßnahmen im Mietrecht) sollten zur Gegenfinanzierung genügen. Vermögenssteuern lehnt Gröhs als "mittelalterlich, überholt und wachstumshemmend" ab.

Um wieder mehr Unternehmen für Österreich zu begeistern, seien neben der Senkung der Lohnkosten weitere Maßnahmen nötig. So sollte die Gesellschaftssteuer gestrichen und die Körperschaftssteuer von 25 auf 20 Prozent reduziert werden, wenn ein Konzern nachhaltiges Wirtschaften und Innovationen fördert. Betriebsansiedelungen sollen beschleunigt werden. Gröhs: "Es dauert Monate, bis ein Bescheid kommt. Das ist katastrophal."

Stärkung des Standortes

Im Frühjahr hat Vizekanzler Michael Spindelegger die Idee "Unternehmen Österreich 2025" geboren. Ziel der Initiative ist es, Österreich in allen Bereichen fit für die Zukunft zu machen. Dazu haben sich rund 300 Entscheidungsträger aus Industrie, Dienstleistung, Gewerbe, Verwaltung und Wissenschaft zusammen gefunden, um Strategien für eine Stärkung des Wirtschaftsstandortes Österreich zu entwickeln. In der Vorwoche wurde ein umfangreicher Maßnahmenkatalog vorgestellt. Nun wurden die Details zum Steuerkonzept präsentiert.

Wie Finanzministerin Fekter das Steuersystem reformieren will, lesen Sie im Sonntags-KURIER.

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