Experte fordert Neuauflage des Handwerkerbonus

Universitätsprofessor Friedrich Schneider
Ansturm auf die Fördertöpfe war groß. Uni-Professor Schneider errechnet, dass der Staat dabei gewinnt.

Der auf die Berechnung von Schwarzarbeit spezialisierte Linzer Universitätsprofessor Friedrich Schneider bricht eine Lanze für die Fortsetzung des Handwerkerbonus. Jeder Euro, der dafür ausgegeben werde, bringe ein Vielfaches an Mehreinnahmen über Steuern und Sozialversicherung, sagte er der APA. Gerade vor dem Arbeitsmarktgipfel sollte man die Beschäftigungseffekte bedenken.

Staat würde profitieren

2014 und 2015 hat es den Handwerkerbonus für Privathaushalte gegeben, die sich von Handwerkern Wohnungen renovieren ließen. Dafür waren 10 bzw. 20 Mio. Euro Budget vorgesehen. Ziel war es, die Schwarzarbeit zurückzudrängen. Der Ansturm war groß - die Fördertöpfe nach wenigen Monaten leer (der KURIER berichtete).

So funktioniert der Handwerkerbonus

Dennoch kam der Bonus in der Budgetrede für 2016 nicht mehr vor. Schneider glaubt, dass eine Mrd. Euro aus der Schwarzarbeit in die Legalität zurückgeholt werden könnten. Das würde zwar 300 Mio. Euro Bonus kosten - aber dafür 600 Mio. Euro an Steuern und Abgaben einbringen, wenn die Annahme stimmt, dass 50 Prozent der eingereichten Leistungen sonst ohne Abgabenzahlung im Pfusch erbracht worden wären (Details zu dieser Rechnung: siehe unten).

Mehr als 7000 neue Arbeitsplätze

Schneider meint, wenn 1 Mrd. Euro aus dem Pfusch in die legale Wirtschaft geholt werden können, dann gäbe es bei 60 Prozent Wertschöpfung im Inland ein zusätzliches BIP für Österreich von 810 Mio. Euro und damit 7.670 Arbeitsplätze. Es würde ein Masseneinkommen von 500 Mio. Euro entstehen.

Schneiders Rechnung:

2014 seien 9,71 Mio. Euro an Handwerkerbonus ausbezahlt worden. Damit wurden Arbeitsleistungen von 66 Mio. Euro subventioniert. Dafür wurden 29,7 Mio. Euro an Einkommenssteuer und Sozialversicherungsabgaben sowie 13,2 Mio. Euro an Umsatzsteuer, in Summe also 42,9 Mio. Euro an Abgaben fällig, hat Schneider errechnet. Die große Frage ist nun, welcher Anteil der subventionierten Leistungen sonst im Pfusch abgearbeitet und welcher Anteil ohnehin mit Rechnung und voller Steuerleistung abgewickelt worden wäre. Letzteres ist ein "Mitnahmeeffekt", wo steuerehrliche Bürger noch die Subvention kassieren, der Finanzminister hat keine zusätzlichen Einnahmen, wohl aber die Kosten des Bonus.

Hälfte der Arbeiten wären im Pfusch gemacht worden

Die Zahlen zeigen nun: Selbst wenn nur 22,7 Prozent aller Ausgaben, die für den Handwerkerbonus mit Rechnung eingereicht wurden, sonst im Pfusch und ohne Rechnung geflossen wären, war der Bonus kein Verlust für die Republik. Das sei aber ein unrealistisch niedriger Wert, sagt dazu Schneider. Üblicherweise könne man von einem Mitnahmeeffekt von 50 Prozent ausgehen - die Hälfte der eingereichten Leistungen wäre also sonst schwarz erbracht worden. Nach dieser Rechnung hätte jeder vom Staat investierte Euro, zwei Euro an zusätzlichen Steuern und Abgaben in die Staatskasse gespült. Auf dieser Basis empfiehlt er, den Handwerkerbonus ohne Begrenzung zu verlängern.

Kommentare