Experte: Diesel bleibt weiter zu schmutzig

Trotz Update werden Grenzwerte überschritten. Deutsche Grüne enttäuscht vom Dieselgipfel.

Neue Diesel werden nach Einschätzung von Verkehrsexperte Peter Mock auf der Straße auch mit Software-Update die Grenzwerte für gesundheitsschädliche Stickoxide um ein Vielfaches überschreiten. Laut dem deutschen Umweltbundesamt stoßen Euro-6-Diesel mit 507 Milligramm auf der Straße mehr als sechsmal so viel NOx pro Kilometer aus, wie auf dem Prüfstand im Labor erlaubt ist - nämlich 80 Milligramm.

"Das ist immer noch mehr als viermal so hoch"

"Wenn man nun annimmt, dass das Software-Update tatsächlich bei allen Fahrzeugen 30 Prozent bringen würde, dann wären wir bei 355 Milligramm pro Kilometer", sagte Mock der Deutschen Presse-Agentur nach dem Dieselgipfel. "Das ist immer noch mehr als viermal so hoch wie das gesetzliche Euro-6-Limit."

Der Experte vom Forscherverbund ICCT, der die Diesel-Affäre bei VW mit ins Rollen brachte, bezweifelt, dass sich alleine mit den Updates für neue Autos Fahrverbote wegen zu hoher Stickoxid-Werte in der Luft vermeiden lassen. An die Bauteile älterer Autos selbst ran zu gehen, wie viele Umwelt- und Verbraucherschützer fordern, sei "auf jeden Fall sehr aufwendig und deutlich teurer" - und bei einigen Modellen "schlicht nicht möglich". Wo sie gelänge, sei diese Nachrüstung aber recht effektiv, sagte Mock. "Diese Fahrzeuge sind dann nahezu so sauber wie die neueste Generation an Dieselmotoren."

Grüne: Regierung will nicht durchgreifen

Die Grünen in Deutschland zeigten sich nach dem Dieselgipfel enttäuscht und halten Fahrverbote für wahrscheinlich. "Mit ihrer Weigerung, wirksame Nachrüstungen bei den Hersteller durchsetzen, sind Union und SPD verantwortlich für Fahrverbote, die Gerichte vermutlich jetzt durchsetzen werden", sagte Fraktions-Vize und Verkehrsexperte Oliver Krischer der dpa. Die deutsche Bundesregierung sei nicht bereit, "endlich durchzugreifen und durch verpflichtende Maßnahmen die Gesundheit der Menschen zu schützen."

Die Autobauer hatten am Mittwoch in Berlin zugesagt, bei 5,3 Millionen neueren Dieseln mit Software-Updates die Abgasreinigung zu verbessern und die Besitzer älterer Autos mit Rabatten zum Kauf neuerer, sauberer Diesel zu motivieren.

Der deutsche Grünen-Chef Cem Özdemir hatte zuvor einen Pflicht-Rückruf und die Einführung einer "Blauen Plakette" gefordert, mit deren Hilfe Kommunen schmutzige Diesel notfalls aussperren könnten. "Das heutige Ergebnis ist viel zu wenig", sagte er im Anschluss an den Gipfel. Software-Updates reichten nicht aus, zumal fast die Hälfte der nun betroffenen Autos sich ohnehin schon im Pflicht-Rückruf von Volkswagen befänden. "Auch die Gerichte wird das nicht überzeugen."

"Farce"

Greenpeace-Verkehrsexperte Benjamin Stefan nannte die Ergebnisse eine "Farce". Der grüne Ministerpräsident Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann, rechtfertigte die Ergebnisse: "Man kann die Welt nur schrittweise verbessern. Und dafür haben wir heute einen Schritt getan."

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