Ex-Banker: "Wir hatten keinen teuflischen Plan ausgeheckt"

Gewagte Auslagerung von Verlustpapieren endet vor Strafgericht.
Angeklagter Banker Reinhard Platzer legt zwei Gutachten zu seiner Entlastung vor. Prozess dürfte im Herbst starten.

Mehr als fünf Jahre nach seinem Rauswurf als Vorstandschef der Fast-Pleite-Bank Kommunalkredit, die von der Republik mit einem Milliarden-Zuschuss aufgefangen werden musste, wartet Reinhard Platzer angespannt auf seinen Strafprozess. Doch der soll laut seinem Verteidiger erst im Herbst stattfinden, weil die zuständige Richterin noch andere Verfahren abarbeiten muss. Platzer und drei Co-Managern wird Untreue und Bilanzfälschung vorgeworfen. Für sie stehen bis zu zehn Jahre Haft auf dem Spiel.

"Der Verwurf, die Bank vorsätzlich geschädigt zu haben, ist absurd", sagt Platzer zum KURIER. "Wir hatten damals keinen teuflischen Plan ausgeheckt, sondern wollten das Überleben der Bank ohne externe Hilfe sichern." In der Anklage klingt das etwas anders: Platzer & Co. sollen verlustträchtige Wertpapiere an die Sondergesellschaft "Cora KG" verkauft haben, um eine Bilanzierung der Marktwertverluste in der Bankbilanz zu vermeiden. Der Deal wurde zwar unter Zwischenschaltung zweier deutscher Banken abgewickelt, de facto kamen die Kreditmittel für das "Outsourcing" aber von der Kommunalkredit selbst. Insgesamt geht es um einen hohen einstelligen Millionen-Schaden. Auch die Höhe der Verzinsung des Deals soll nicht marktüblich gewesen sein. Die Vorwürfe werden bestritten.

Laut Platzer habe man damals ein am Finanzmarkt gängiges Produkt als Maßnahme des Risikomanagements gewählt. Ziel dieser Konstruktion sollte sein, durch die Beimischung von Garantieprodukten den Verlust der giftigen Papiere zumindest zu verringern. Doch die Pleite der Investmentbank Lehman im Herbst 2008 machte den Plan zunichte.

Verteidigungsstrategie

Ex-Banker: "Wir hatten keinen teuflischen Plan ausgeheckt"
Zu seiner Entlastung hat Platzer, der heute die Geschäfte eines Fahrsicherheitszentrums in Ungarn lenkt, zwei Privatgutachten in Auftrag gegeben. Eines stammt vom Wirtschaftsprüfer Thomas Keppert, das andere vom Ex-Banker Helmuth Frey. In Kürze will Platzer beide Werke auch der Justiz vorlegen.

Aus den Expertisen geht hervor, dass die gewählte Sonderkonstruktion damals in der Bankenbranche gang und gäbe war. "Ohne derartige Risikotransfers wäre bei vielen Finanzinstituten die Eigenmittelbasis während der Schuldenkrise 2008/09 erodiert", schreibt Frey in seiner Expertise. "Die Cora KG war damals Teil des Krisenmanagements der Kommunalkredit und eine wirtschaftlich sinnvolle Option."

Zwar konnte dieser strategische Plan nicht erfolgreich umgesetzt werden, aber einen Schaden für die Bank könne er aus den Kosten für die "Cora-Struktur" nicht erkennen. Sie entsprachen der unteren Bandbreite eines Spezialfonds.

"Es waren weder Managementfehler noch Untreue", sagt Platzers Verteidiger Mario Schmieder. "Wir müssen einfach akzeptieren, dass man die Zukunft nicht vorhersehen kann." Schmieder selbst verfolgte in jüngster Zeit ähnlich gelagerte Prozesse in Deutschland. So wurde ein Verfahren gegen Banker der Landesbank Baden-Württemberg eingestellt. Unter der Auflage, dass sie zwischen 40.000 und 50.000 Euro an gemeinnützige Einrichtungen zahlen.

Der Gemeindefinanzierer war durch Spekulationen über seine Zypern-Tochter fast in den Ruin geschlittert. Anfang November 2008 wurde die Bank notverstaatlicht und der verlustreiche Abbauteil als „KA Finanz“ abgespalten. Seit 2011 wurde ermittelt, seit Ende November 2013 liegt gegen vier Ex-Manager eine Anklage vor.

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